ANA
BÖTM Destinationsnetzwerk

Blick über den Tellerrand samt Premiere und Rekord am Gardasee

Print-Ausgabe 14. Oktober 2022

„Es gab einen starken Wissenstransfer und intensiven Erfahrungs­austausch unter allen Anwesenden“, so Mathias Schattleitner (Bilder: © BÖTM/Grießenböck)


 

Das diesjährige Top Seminar des BÖTM läutete in mehrfacher Hinsicht eine neue Ära ein – Burgenland und Wien komplettieren die Landesgruppen

Österreichs Tourismus hat sich schneller erholt als erwartet: Im August 2022 wurde laut Statistik Austria das Vor-Pandemie-Niveau um 2,3 % übertroffen sowie die höchste Zahl an Nächtigungen von Gästen aus dem Ausland seit August 1993 erreicht. Das bisherige Kalenderjahr war zudem doppelt so nächtigungsstark wie der Vergleichszeitraum 2021 und liegt (trotz durch den vom Lockdown bedingten Komplettausfall des Winters im Vorjahr) „nur“ noch 12,2 % unter dem Niveau von 2019. Doch die Branche sieht sich bekanntlich mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Das Anfang Oktober abgehaltene Top Seminar des BÖTM (Bundesverband Österreichischer Tourismusmanager) im italienischen Riva del Garda war aus diesem Grund von den Fragen geprägt, was die aktuellen Krisen für den Tourismus bedeuten und wie sie gemeistert werden können.

Über 130 touristische Entscheider*innen und Führungskräfte trafen sich dazu im 4-Sterne superior Hotel Du Lac et Du Parc Grand. Das diesjährige Top Seminar – organisiert von Lisa Loferer (Geschäftsführerin TVB Bad Gastein) und Christian Schirlbauer (BÖTM Generalsekretär) – läutete dabei aus mehreren Gründen eine neue Ära ein: Erstmals fand ein Top Seminar des Destinationsnetzwerks außerhalb von Österreich statt, es wurde ein Teilnehmer*innenrekord erzielt (darunter Gäste aus Deutschland, der Schweiz sowie Italien, die der Einladung Folge geleistet hatten) und mit dem Burgenland und Wien waren erstmals die beiden neuen Landesgruppen des BÖTM mit dabei, der erstmals in seiner Geschichte alle neun Bundesländer abdeckt.

„Der Blick über den Tellerrand ist heute wichtiger denn je“, nannte der BÖTM-Präsident Mathias Schattleitner (Geschäftsführer TVB Schladming-Dachstein) einen der Beweggründe für die Wahl des Gardasees als Tagungsort. Dies bot einerseits Gelegenheit zu Einblicken in die Arbeit der Touristiker*innen des Trentino (so stellte Garda Dolomiti Turismo-Chef Oskar Schwazer ein Best-Practice-Beispiel zum Thema Gewinnung und Bindung von qualifizierten Mitarbeiter*innen vor), andererseits ging es darum, „wichtige Inputs außerhalb der alltäglichen Tourismus-Bubble zu bekommen“.

Zu den gegenwärtig größten Herausforderungen gehört die Kostenexplosion auf der Energieseite sowie bei der Lebenshaltung. Während dies einerseits die Urlaubsbudgets der Konsument*innen beschneidet, sehen sich auch Hotels wie Liftbetreiber gezwungen, die Preise für Liftkarten und Übernachtungen für die kommende Saison um rund 10 % zu erhöhen. Für viele von ihnen macht sich – wie kurz davor auf dem Expert*innengespräch von Ski Amadé betont wurde – der Zusammenschluss zu Einkaufsgenossenschaften bezahlt, da sie gemeinsam im Vorhinein Strom und Energie einkaufen und damit von Fixpreisen zu besseren Konditionen profitieren. Bei den Wintersportgästen wiederum gilt, dass sie einem höherpreisigen Einkommenssegment zuzurechnen sind, was Skiregionen bei Preissteigerungen weniger anfällig für Buchungsrückgänge macht.

BÖTM Top Seminar 2022

Für Sektionschefin Ulrike Rauch-­Keschmann, die auf dem BÖTM Top Seminar ein Update zur gewerblichen Tourismusförderung bot, steht fest, dass „der kommende Winter wohl noch kurzfristigere Buchungen als bisher mit sich bringen“ werde. „Klimawandel, Energiekrise, Mitarbeitermangel – die Herausforderungen werden nicht weniger“, so Rauch-­Keschmann. Weitere Highlights bildeten der Beitrag von Oliver Csendes, Chief Digital & Innovation Officer der Österreich Werbung (ÖW), zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus sowie von ÖW-Director of Markets Heidi Tscharf und den Head of Markets Sören Kliemann (Deutschland) und Herwig Kolzer (Italien/Spanien) über Veränderungen in den Zielgruppen, Nachfrageentwicklung sowie die aktuellen Winteraussichten.

Spannend wurde es auch, als Politikwissenschaftler Peter Filzmaier, digital mittels Video Call zugeschaltet, betonte, dass Tourismusmanager*innen keine homogene Gruppe darstellen, aber dennoch mit klischeehaften Vorurteilen konfrontiert seien. Die Branche müsse deshalb vermehrt die Gesamtbevölkerung als Kommunikationszielgruppe ansprechen und nicht nur potentielle Gäste. Für Filzmaier fehle es zudem derzeit an einer Organisation, „die das Sprachrohr des Tourismus ist“. Dies wäre wichtig, „um mit einer Stimme zu sprechen“.

Für BÖTM-Präsident Mathias Schattleitner war die Auslandspremiere des BÖTM Top Seminars, das auch ein äußerst abwechslungsreiches Rahmenprogramm bot (u. a. zwei Bike-Touren sowie eine Besichtigung der mittelalterlichen Burg von „Canale di Tenno“, jeweils mit Olivenöl- & Wein- sowie Balsamico-­Verkostung) ein voller Erfolg: „Es gab einen starken Wissenstransfer und intensiven Erfahrungsaustausch unter allen Anwesenden.“

Das nächste BÖTM Top-Seminar wird übrigens wieder in Österreich abgehalten. Der Termin (4. bis 6.Oktober 2023) steht bereits fest, ebenso Kärnten als Austragungsort. Mehr Informationen unter www.boetm.at

Moderator Hans Wieser mit Politikwissenschaftler Peter Filzmaier beim BÖTM Top Seminar 2022

Moderator Hans Wieser mit Politikwissenschaftler Peter Filzmaier

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