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DZT – Deutsche Zentrale für Tourismus

Geliebte Vielfalt Deutschlands! Von Kultur und Aktiv bis Entspannen

Print-Ausgabe 20. Mai 2022

„In unseren Kampagnen setzen wir auch auf kleinere Städte, es lohnt sich“, berichtet Laszlo Dernovics


 

Für den DZT-Chef in Österreich, Laszlo Dernovics, machen die Facetten das Reiseland so erfolgreich – auch in der Pandemie hat sich das bezahlt gemacht

Seit über 60 Jahren wirbt die DZT (Deutsche Zentrale für Tourismus) für das Reiseland Deutschland. Von 1993 bis 2019 kletterten die Ausländer-Nächtigungen um 159 % auf knapp 89,9 Mio., jene der Österreicher*innen um 234 % auf 4,3 Mio. In der Pandemie erreichte das weltweite Minus gegenüber dem Rekordjahr -64 %, jenes aus Österreich „nur“ -57 %. Laszlo Dernovics, seit zehn Jahren Leiter der DZT-Auslandsvertretung Wien, und sein Team leisten also respektable Arbeit.

T.A.I.: Seit über zehn Jahren stehen Sie an der Spitze des DZT-Büros in Österreich. Wie sieht Ihre persönliche Bilanz aus?

Dernovics: „Die Zeit ist wie im Flug vergangen, ich durfte an einer großartigen Erfolgsgeschichte des Reiselandes Deutschland teilhaben. Eine sehr große Ehre für mich. Konkret in Zahlen ausgedrückt: Die Übernachtungen der Österreicher*innen in Deutschland sind von 2,8 Millio­nen im Jahr 2010 auf 4,3 Millio­nen im Jahr 2019 gestiegen. Zur Bilanz gehört letztlich aber auch der Ausbruch der Covid 19-Pandemie, die 2020 zu einem Rückgang der österreichischen Übernachtungen in Deutschland um -57 % führte. Es gab zudem in der letzten Dekade insgesamt große Veränderungen in der Reiseindustrie, wie die digitale Transformation oder den nachhaltigen Tourismus. Eine persönliche Bilanz würde ich nicht ziehen, da alles was wir erreichen, Teamarbeit mit den tollen Kolleg*innen in Wien und Frankfurt ist. Das Reiseland Deutschland ist das beliebteste Auslandsreiseziel der Österreicher*innen, gemessen an den Ankünften und genießt ein sehr gutes Image.“

T.A.I.: Sie zeichnen neben Österreich für neun weitere Länder verantwortlich. Um welche handelt es sich und welche Aktivitäten setzen Sie dort?

Dernovics: „Zum Regionalmanagement Südosteuropa zählen neben Österreich auch Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Rumänien, Slowenien, Kroatien, Bulgarien, Bosnien-Herzegowina und Serbien. Wir sind dort überall mit vielfältigen Marketingmaßnahmen unterwegs, adaptieren die weltweiten Kampagnen der DZT und ergänzen sie durch marktspezifische Aktionen. Ebenso intensivieren wir die Kontakte zum Trade mit Workshops, Roadshows, Webinaren und persönlichen Kontakten. Dieser breit aufgestellte strategische Ansatz funktioniert sehr gut: Aus den genannten Ländern hat sich das Übernachtungsvolumen zwischen 2010 und 2019 von etwa 5 auf fast 10 Millionen verdoppelt.“

T.A.I.: Österreich war 2020 in Deutschland mit 1,9 Mio. Nächtigungen der viertgrößte Quellmarkt, zuvor die Nr. 5. Können Sie bereits etwas über 2021 sagen?

Dernovics: „In der Pandemie hat sich das Reiseverhalten verändert. Es wurden Ziele bevorzugt, die individuell, beispielsweise mit dem eigenen PKW erreicht werden können. Im österreichischen Outgoing war der Beginn 2021 noch stark vom langen Lockdown geprägt. Aber seit April lagen die Übernachtungszahlen jeden Monat deutlich über den Vergleichswerten von 2020. Dann kam in Österreich im November ein erneuter Lockdown. Ende 2021 konnten wir bei den österreichischen Übernachtungen in Deutschland mit einem Plus von 4 % gegenüber 2020 abschließen.“

T.A.I.: Wie entwickelten sich die Teilbereiche Geschäfts-, Urlaubs- und sonstige Privatreisen?

Dernovics: „Die jüngsten Auswertungen des IPK World Travel Monitor zeigen Verschiebungen bei den Reisesegmenten: Der Anteil der Urlaube an allen Deutschlandreisen lag 2019 bei 50 %, sank 2020 auf 45 % und stieg 2021 wieder auf 48 %. Anders sieht es bei den Geschäftsreisen aus. Ihr Marktanteil sank von 22 % in 2019 auf 21 % im ersten Pandemie-Jahr und 2021 noch einmal auf 16 %. Realistisch müssen wir davon ausgehen, dass zumindest ein Teil der traditionellen Geschäftsreisen, die in den virtuellen Raum verlagert wurden, auch weiterhin durch Videokonferenzen & Co. ersetzt werden. Im Bereich der Messen und Kongresse, die pandemiebedingt nicht stattgefunden haben, zeichnet sich ab, dass Präsenzveranstaltungen wiederkommen, oft aber auch in Hybridformaten. Die sonstigen Privatreisen, wie Besuche von Freunden und Verwandten, gingen zwar in absoluten Zahlen zurück, gewinnen aber Marktanteile.“

T.A.I.: Womit rechnen Sie heuer?

Dernovics: „2022 ist im Moment von sehr großen Unsicherheitsfaktoren geprägt. Zwar ist die Reisebereitschaft der Europäer*innen außerordentlich hoch, aber wir wissen nicht, wie sich der Ukraine-Konflikt entwickelt und welche wirtschaftlichen Folgen er für andere euro­päische Länder hat.“

T.A.I.: Wie sieht es mit den Verkehrsträgern aus?

Dernovics: „Laut IPK International gab es während der Pandemie bei Deutschlandreisen der Österreicher*innen einen deutlichen Schub in Richtung PKW. Der Marktanteil der Reisen mit dem eigenen Auto stieg von 45 % in 2020 auf 57 % in 2021. Sicherheitsgefühl und persönliche Flexibilität spielten da eine Rolle. Die Bahn hatte im Vergleich zu anderen Ländern mit 19 % vor der Krise schon einen hohen Marktanteil und kletterte 2021 noch ein Stück auf jetzt 20 %. Das bestätigt unsere starken Kampagnen, die wir mit ÖBB und DB seit 16 Jahren im Markt umsetzen, und den Ausbau des Angebotes. Heuer schließen sich 24 deutsche Städte, Regionen, Leistungsträger unserer gemeinsamen Kampagne an. Das ist eine immense Stärke. Flug und Bus entwickelten sich rückläufig.“

T.A.I.: Welches sind die Lieblingsziele der Österreicher*innen in Deutschland?

Dernovics: „Die beliebteste Destination 2021 der Österreicher*innen war das grenznahe Bayern mit einem Anteil von 42 % an allen Übernachtungen. Baden-Württemberg folgte mit 15 %. Auf den Plätzen 3 und 4 liegen NRW sowie Berlin mit jeweils 8 % Marktanteil. An dieser Reihenfolge hat sich gegenüber den Vorjahren nichts geändert. Deutschland ist ja als Städtereiseziel Nr. 1 der Europäer*innen fest etabliert. Die meisten Tourist*innen denken spontan an die großen Metropolen, wie Berlin, München, Köln oder Hamburg. In unseren weltweiten Kampagnen setzen wir deshalb auch auf kleinere Städte – ich kann nur sagen: Es lohnt sich! Und wir werben auch um das Umland der Städte, die ländlichen Regionen, die Mittelgebirge und die Küsten.“

T.A.I.: Ihr persönlicher Geheimtipp?

Dernovics: „Für mich gibt es in Deutschland immer wieder Neues zu entdecken, das ist auch mein Geheimtipp: Ob Kultur, Kulinarik, Aktivurlaub oder Faulenzen – Deutschland hat viele unterschiedliche Facetten. Unsere Kampagnen inspirieren dazu: ‚German.Local.Culture.‘ thematisiert die vielen weniger bekannten kleineren Städte in Verbindung mit liebevoll gepflegten Traditionen. ‚Embrace German Nature‘ lenkt das Interesse von potenziellen Deutschlandurlauber*innen auf die Nationalen Naturlandschaften und nachhaltige Urlaubserlebnisse in den ländlichen Regionen. Und ‚Feel Good‘ präsentiert zertifizierte nachhaltige Reiseangebote.“

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