Small Planet Insolvenz

„Planet“ dreht sich weiter! Flugplan-Chaos und seine Folgen

Print-Ausgabe 21. September 2018

Trotz Insolvenz will Small Planet Deutschland weiterfliegen, auch ab Österreich – das dürfte Dank der erfolgreichen Mutter gelingen – leicht wird es trotzdem nicht

Mit der am Dienstag dieser Woche angemeldeten Insolvenz von Small Planet Deutschland (IATA Code 5P) sieht sich Österreichs Outgoing-Touristik mit einer neuerlichen Airline-Pleite konfrontiert. Die Gründe, die letztendlich zur Pleite geführt haben, dürften in den heuer extrem angestiegenen Flugverspätungen und -streichungen liegen, die wiederum zu hohen Entschädigungsforderungen von PassagierInnen geführt haben.

Vorerst kann zumindest aus Sicht der Veranstalter – trotz Insolvenz – Entwarnung gegeben werden: Die Small Planet Airlines GmbH – eine Tochtergesellschaft der litauischen Small Planet Airlines UAB  – will sich laut ihrem Geschäftsführer Andreas Wobig (er war früher bei Airberlin, später bei Germanwings und bei der Flugzeug-Leasinggesellschaft SAT) im Rahmen des Konkursverfahrens in Eigenverwaltung restrukturieren und den Flugbetrieb weiter aufrechterhalten. Das Amtsgericht Berlin hat diesen Antrag bereits genehmigt.

Das aktuelle Flugprogramm ex Österreich ist recht umfangreich: So fliegt Small Planet im Sommer 2018 im Auftrag von Alltours, FTI, Thomas Cook, REWE Austria Touristik, Schauinsland Reisen und TUI Österreich von Graz und Linz auf die griechischen Inseln Kos, Rhodos und nach Heraklion (hier ist auch Aldiana mit an Bord).

Wie sich aus der T.A.I.-Analyse über das Ferienflugangebot für den Sommer 2018 heuer im Frühjahr ergeben hat, belief sich der Small Planet-Anteil gemessen an Sitzplätzen am österreichweit aufgelegten Kreta-Volumen auf 17 Prozent (durch die drei wöchentlichen Laudamotion-­Flüge nach Chania seit Juni hat sich dies seither verschoben), im Falle von Rhodos sind es sogar 13 Prozent.

Verluste flog die 2015 gegründete Small Planet Deutschland allerdings von Anbeginn ein. Per Ende 2016 erreichte die bilanzielle Überschuldung 715.000 Euro. Das Problem wurde durch eine „harte“ Patronatserklärung der litauischen Muttergesellschaft Small Planet Airlines UAB gelöst. Diese steht, wie CFO Halldór Sigurðarson versichert, trotz starkem Wachstum auf soliden Beinen.

In diesem Jahr soll der Umsatz laut CEO Kristijonas Kaikaris auf 410 Mio. Euro ansteigen und 3,9 Millionen Fluggäste befördert werden. Der Fokus für die Expansion liegt auf Deutschland, wo Small Planet durch die Pleite von Airberlin und FlyNIKI große Chancen sieht. Die Flotte der in Deutschland stationierten Airbus-Jets sollte deshalb von zuvor vier auf heuer neun Stück plus ein Reserveflugzeug aufgestockt werden. Die Realität sah anders aus: Im Juli standen erst sechs Jets zur Verfügung, derzeit sind es sieben.

Es fehlen jedoch nicht nur Flugzeuge, sondern auch Crews. Wie andere Airlines auch, leidet Small Planet Deutschland unter PilotInnen-Mangel, was sich laut Kristijonas Kaikaris „auf alle Flüge des Unternehmens auswirkte“. Small Planet tut sich bei der Akquirierung neuer Piloten zudem besonders schwer, da sie als Ferien- und Charterflug-Spezialist keine stabilen Arbeitszeiten und Dienstpläne anbieten kann. Kristijonas Kaikaris: „Für uns ist das eine größere Herausforderung, denn Piloten wollen oft einen festen Fahrplan.“

Die Flugverspätungen und -streichungen (2016 lag die Anzahl der Flüge mit mehr als drei Stunden Verspätung bei 3,76 Prozent, im Vorjahr bei nur noch 1,36 Prozent, heuer nahmen sie wieder extrem zu) sollen bald der Vergangenheit angehören: Für den Flugbetrieb zeichnet seit Anfang August mit COO Peter Knecht ein erfahrener Airliner verantwortlich. Seit 2006 war er bei Airberlin tätig, zunächst als Pilot (First Officer), zuletzt als Geschäftsführer bei der Airberlin-­Tochter LGW.

Finanzielle Troubles gab es bei Small Planet bereits mehrmals. So musste Anfang 2014 die vier Jahre zuvor gegründete Tochter­gesellschaft Small Planet Airlines Italia auf Veranlassung der italienischen Zivilluftfahrtbehörde den Flugbetrieb aus finanziellen Gründen einstellen. Und auch die 2014 ins Leben gerufene Thailand-Tochter – sie führte Flüge nach China und Südkorea durch – musste wieder liquidiert werden. Stattdessen wurde im vergangenen Jahr die Small Planet Airlines Cambodia mit Basen in Siem Reap in Kambodscha  und im Inselstaat Palau gegründet. 

Small Planet in STichworten

Die Small Plant Airlines UAB mit Sitz in Litauens Hauptstadt Vilnius wurde 2010 als Nachfolgerin der FlyL-AL gegründet. Die Airline mit IATA-Code S5 betreibt aktuell eine Flotte von 9 Airbus A320-Maschinen. Sie sieht sich als paneuropäischer Charter-Anbieter mit Tochtergesellschaften in …

  • Polen - Gründung 2010, IATA-Code P7, seit dem Vorjahr mit 1,22 Millionen Passagieren Polens Nummer 1, Marktanteil 30 Prozent, heuer 11 Airbus A320 und A321,
  • Deutschland – Gründung 2015, IATA Code 5P, derzeit 7 Airbus A320 und A321,
  • und Kambodscha (Gründung 2017, IATA-Code C8, derzeit 2 Airbus A320.


Im Vorjahr wurden von der Small Planet-Gruppe 2,7 Millionen Passagiere befördert (plus 35 Prozent), der Umsatz kletterte auf 323,1 Miollionen Euro (plus 44,8 Prozent) und es wurde ein Nettogewinn in Höhe von 5,1 Millionen Euro ausgewiesen (im Jahr davor Verlust von 3,8 Millionen Euro). Das EBITDA (Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen) erreichte 9,6 Millionen Euro nach minus 500.000 Euro in 2016. Das Unternehmen steht mehrheitlich im Besitz des Managements.

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Erstellt am: 21. September 2018

Small Planet will sich in Eigenverantwortung rekonstruieren, so Geschäftsführer Andeas Wobig

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