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Airline-Vergleich

Kranich Erfolgskurs mit Hürden. IAG und AF-KL zeigen mehr Dynamik

Print-Ausgabe 24. März 2017

Die von Lufthansa verzeichnete Entwicklung im Jahr 2016 war eher holprig – im direkten Vergleich konnten es die IAG und Air France-KLM zum Teil deutlich besser

Es waren Worte, die Mut machten: „Die Lufthansa Group bleibt auf Erfolgskurs. Wir stehen heute wiederum ein Stück besser da als noch vor einem Jahr“, kommentierte CEO Carsten Spohr Mitte März die 2016 erzielten Ergebnisse. Doch die sehen nur auf den ersten Blick positiv aus.

Bereinigt um Sondereffekte (u.a. Tarifabschluss mit der Gewerkschaft UFO) und die beiden Geschäftsfelder Technik und Catering herausgerechnet (dies ist beim Vergleich mit anderen Airline-Konzernen notwendig; beide Bereiche steuern mehr als eine halbe Milliarde Euro zum Ergebnis bei), ergibt sich für Passage und Cargo ein Ergebnis-Rückgang um -6,5 Prozent auf 1,48 Mrd. Euro (siehe Tabelle). Die beiden wichtigsten Kontrahenten unter den Legacy-Carriern Europas, Air France - KLM und IAG (International Airlines Group) konnten es 2016 deutlich besser.

Bei Lufthansa bleibt die bereinigte operative Marge von Passage und Cargo mit 5,7 Prozent weit unter dem internationalen Durchschnitt. Air France - KLM ist zwar mit 4,2 Prozent nach wie vor schwächer, konnte 2016 aber einen deutlichen Sprung nach vorne verbuchen. Ähnliches gilt für die IAG, die nun bei einer operativen Marge von 11,2 Prozent hält.

Die Kranich-Baustellen

Sorgen bei Lufthansa bereitet vor allem der Bereich Cargo, der 2016 deutlich in die roten Zahlen geriet. Auch der Aufbau von Eurowings kostet und drehte deren Ergebnis wie angekündigt in die Verlustzone. Austrian Airlines wiederum kommt mit ihrer operativen Marge von 2,5 Prozent nicht wirklich vom Fleck. Bei der Ertragsperle Swiss war die Marge sogar rückläufig (9,3 Prozent nach 10,2 Prozent in 2015). Lediglich Lufthansa konnte ihre Marge deutlich von 5,5 Prozent auf 7,4 Prozent verbessern.

Für 2017 rechnet Spohr aufgrund steigender Kerosinpreise mit einem rückläufigen operativen Ergebnis. Bezüglich Integration von Brussels (seit heuer zu 100 Prozent Kranich-Tochter) und dem weiteren Aufbau von Eurowings inkl. des Wetlease mit Airberlin gibt sich der Lufthansa CEO aber zuversichtlich.

Low Cost-Langstrecke bei IAG

Im Gegensatz zu Lufthansa war die IAG im Vorjahr erheblich erfolgreicher, trotz ungünstiger Rahmenbedingungen. So sah sich ihr Main-Carrier, British Airways, mit Brexit und Pfund-Verfall konfrontiert. Die operative Marge konnte trotzdem neuerlich um ein Zehntel angehoben werden.

Nachdem 2016 erstmals mehr als 100 Mio. Passagiere befördert wurden, hat CEO Willie Walsh für heuer noch Größeres vor: Im Juni 2017 startet die Langstrecken Low Cost-Marke „Level“ mit Transatlantik- sowie Asienflügen ab Barcelona. Begonnen wird mit zunächst zwei Airbus A330 mit 293 Economy- und 40 Premium-Eco-Sitzen. Erste Ziele sind L.A., San Francisco, Buenos Aires und Punta Cana, die Oneway-Tarife beginnen bei 99 Euro. Die Feeder-Flüge innerhalb Europas erfolgen durch die IAG Billigairline Vueling.

Willie Walsh rechnet für 2017 mit einem weiteren Anstieg beim operativen Ergebnis, allerdings unter der Voraussetzung, dass sich bei den Treibstoffkosten und den Währungen gegenüber dem aktuellen Status nicht viel verändert.

„Smartes Wachstum“ bei Air France - KLM

Air France - KLM war 2016 durch die Terrorattacken beeinträchtigt, die vor allem den Passagierverkehr nach Frankreich schwächten. Der operative Gewinn für die Zubringeraktivitäten zum Hub Paris ging so um 120 Mio. Euro zurück. Zum Vergleich: Jener zu Hub-Amsterdam stieg um 60 Mio. Euro.

Trotzdem haben sich auch bei AF-KL die Passagierzahlen 2016 erfreulich entwickelt, ebenso profitierte AF-KL von den Big-Three Europas am kräftigsten durch die gesunkenen Treibstoffpreise (im Jahr waren ihr durch schlechtes Hedging die Hände gebunden). Positiv gewirkt haben zudem laut CEO Jean-Marc Janaillac „die strikte Disziplin bei den Kapazitäten sowie ein erfolgreiches Yield-Management, wodurch der Druck auf die Einheitskosten minimiert werden konnte.“ Von dem Trio wartet AF-KL zudem mit den besten Auslastungszahlen auf. Bei der Low Cost-Tochter Transavia wurde der Break-Even erreicht.

Für 2017 kündigt Air France -  KLM ein „smartes“ Wachstum an. Die Einheitskosten sollen um weitere 1,5 Prozent nach unten gedrückt werden – dies, obwohl beim Treibstoff mit einem Anstieg um 6,5 Prozent bzw. 300 Mio. Euro gerechnet wird. 

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Erstellt am: 24. März 2017

V.l.n.r.: Carsten Spohr, Willie Walsh, Jean-Marc Janaillac

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