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Bergbahnen

Preiskampf oder Qualität? Grenzen des Winter-Wachstums

Print-Ausgabe 14. Juli 2017

Weltweit ist die Zahl der Skier-Days rückläufig – Verdrängungswettbewerb zeichnet sich ab – die Antworten darauf fallen unterschiedlich aus

Am Katschberg in Kärnten ging Anfang Juli die Strategietagung der „Besten Österreichischen Sommer-Bergbahnen“ über die Bühne. Rund 60 Sommer-Bergbahner nahmen daran teil, um über künftige Strategien zu diskutieren. Der Sommer gehört bekanntlich zu den Wachstumstreibern der Branche. Anders verhält es sich im Winter, wie zwei Wochen zuvor Martin Leitner, Mitglied des Vorstands von Leitner Ropeways, und Josef Burger, Vorstandschef der Bergbahn AG Kitzbühel (BAG), bei der Präsentation der BAG-Jahresergebnisse 2015/2016 betonten. Burger: „Der Skifahrermarkt ist an den Grenzen des Wachstums angelangt. Es herrscht ein Verdrängungswettbewerb.“

Wie aus dem „International Report on Snow & Mountain Tourism 2017“ hervorgeht, sind die weltweiten „Skier-Days“ seit 2000/01 von rund 325 Millionen bis 2008/09 auf knapp 350 Millionen angestiegen. Seither gingen sie kontinuierlich um mehr als 8 Prozent zurück und fielen 2015/16 auf unter 320 Millionen.

Martin Leitner, dessen Unternehmensgruppe mit 773 Mio. Euro Umsatz im Vorjahr zusammen mit Doppelmayr/Garaventa (834 Mio. Euro) den Weltmarkt dominiert: „Der Weltseilbahnmarkt ist seit 2005 stark rückläufig.“ Wurden damals 376 neue Anlagen errichtet, waren es 2015 nur noch 175. Der Trend gehe in Richtung höherwertiger, komfortabler Anlagen. Zwar sei laut Leitner „der Tiefpunkt erreicht, wir können wieder Wachstum erkennen“, doch dieses erfolge primär durch urbane Anlagen.

Laut BAG-Vorstand Josef Burger war die Entwicklung der Erstzutritte weltweit 2015/2016 um -3,0 Prozent rückläufig. In Österreich gab es eine Stagnation (-0,2 Prozent), in Tirol ein kleines Minus (-0,4 Prozent), während „KitzSki“ um 5,2 Prozent zulegen konnte. Burger: „Im Winter wachsen wir, weil wir Marktanteile gewinnen.“  

Burger führt die erfreuliche BAG-Entwicklung auf deren konsequent verfolgte Qualitätsstrategie zurück: „Wir liegen in allen Leistungsparametern signifikant über Tirol.“ So konnte die Bergbahn AG Kitzbühel seit 2011/12 bei den Ersteintritten um 9,2 Prozent zulegen (Tirol stagnierte), die Beförderungserlöse der BAG schossen um 20,6 Prozent nach oben (Tirol gesamt um 10,7 Prozent).

Im Österreich-Vergleich konnte die BAG ihre Beförderungserlöse seit 2008/2009 um das 2,4-fache steigern (29,2 Prozent gegenüber 12,4 Prozent). „Ohne Wachstum wären wir in der Verlustzone“, betont Josef Burger. Würden die BAG im selben Tempo wie Tirol wachsen, wären die Überschüsse nur halb so hoch, bei Wachstum im Österreich-Schnitt ginge sich lediglich eine schwarze Null aus.

Wobei sich der eingangs erwähnte Verdrängungs-Wettbewerb weniger im eigenen Land abzeichnet, als vielmehr international, ausgehend von der Schweiz. Dort böten einige Bergbahnen Skikarten zum Schnäppchenpreis an. Die Schweiz, „deren „Angebot schon immer hochpreisig war“ (Burger), leide unter der Währungsparität des Franken. Viele Anlagen wären mangels Investitionen nicht mehr ‚state oft he art‘. Burger: „Einige Bergbahnen versuchen, über günstige Karten die Liquidität zu erhöhen. Ob dies nachhaltig ist? Das müssen die Eigentümer entscheiden.“

Anders sieht es laut Martin Leitner in Südtirol aus: „Dort wurde gut gearbeitet, die Vorjahresergebnisse konnten gehalten, zum Teil sogar verbessert werden.“ In den letzten Jahren hätten Südtirols Bergbahnen „viel investiert, auch in Beschneiung. Es ist kein Preiswettbewerb feststellbar, die Preise ziehen sogar an. Allerdings muss die Qualität stimmen.“

Für Burger steht fest: „Die Volatilität steigt, die Extremwetterlagen nehmen zu und bei Energiekosten sowie Zinsen besteht Steigerungspotential.“ Die Antwort darauf lautet für Burger und die BAG: „Mit Qualitätsoffensive die Ertragskraft stärken. Wir behalten den Fuß am Gaspedal.“ Nachsatz: „Aber die Zuwachsraten werden nicht in alle Ewigkeit halten.“

Und der Sommer? Der hält bei der BAG bereits bei einem Umsatzanteil von 8,2 Prozent. Derzeit liege man zweistellig über dem Vorjahr. Wachstumstreiber bleibt eben Wachstumstreiber. 

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Erstellt am: 14. Juli 2017

Bild: Josef Burger (links, © Florian Lechner), Martin Leitner (rechts)

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