ANA
Zollfreie Gedanken

Geld und gute Ratschläge

Print-Ausgabe 7. April 2017

Der unermüdliche Reformeifer der Regierung erfasst gerade eine altehrwürdige Institution Österreichs: Das Bundesdenkmalamt. Seine Vorläuferorganisation wurde 1850 gegründet, damals eine richtungsweisende Tat für ganz Europa und einer Kulturnation mehr als würdig. Heute werken 200 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in mehreren Fachbereichen und  unterstützt von Landeskonservatoren in allen Bundesländern an der Pflege und Erhaltung des kulturhistorischen Erbes Österreichs. Für die Erhaltung der nationalen Identität und der touristischen Anziehungskraft des Landes kann diese Tätigkeit gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Vor kurzem wurde sie nun einer Revision des Rechnungshofes unterzogen, dessen kritische Anmerkungen Anlass für die Beauftragung einer Consultingfirma mit der Ausarbeitung von Reorganisationsvorschlägen war. Unter ihnen findet sich alles, was dem einschlägigen Beratermilieu gut und teuer ist, von der Optimierung des gegenwärtigen Zustandes über die Teil- oder Vollausgliederung aus dem staatlichen Bereich und die Abschaffung von Parallelstrukturen bis hin zur Verschlankung der Abläufe zwischen Bund und Ländern. Mit einem Wort: Gerade in der Stelle, die damit beschäftigt ist, altem Gestein seinen historischen Platz zu sichern, soll kein Stein auf dem anderen bleiben.

Was dem interessierten Beobachter bei all dieser Umtriebigkeit auffällt, ist das sorgfältige Aussparen gerade jenes Problems, das durch noch so gefinkelte neue Strukturen nicht gelöst werden kann – die finanzielle Situation des Amtes. Sie könnte mit „lächerlich wenig Geld für erdrückend viele Aufgaben“ umschrieben werden. So ergibt beispielsweise eine zugegebenermaßen sehr polemische Betrachtung bei einem Gesamtbudget von jährlich 34 Millionen Euro, dem über 35.000 schutzwürdige Objekte gegenüberstehen, pro Fall durchschnittlich gerade knapp 1.000 Euro an Unterstützung (oder besser gesagt: Almosen) für etwaige Erhaltungstätigkeiten. Erfreulicherweise gibt es eine Reihe privater Vereine, welche die Bemühungen der Denkmalpflege unterstützen, unter ihnen an vorderster Stelle die Österreichische Gesellschaft der Denkmalfreunde. Ihre Mitglieder haben mit namhaften Zuwendungen in den letzten Jahren so manche wertvolle Bausubstanz in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt vor dem Verfall bewahrt, was sie sicher umso lieber getan haben, weil es dafür Steuerfreiheit gibt. Eine höchst sinnvolle Regelung zur Förderung privater Initiative, der im Zuge der Reorganisation des Amtes hoffentlich noch viele andere folgen werden. Und wenn wir schon beim Hoffen sind: Möge der jetzt losgebrochene Sturm der Veränderung nicht zu einem lauen Lüftchen verkommen, wenn dann am Ende wieder nur viele gute Ratschläge aber kein Cent mehr an Pflegebeihilfe für Österreichs Denkmäler stehen.

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