Zollfreie Gedanken

2017

Print-Ausgabe 13. Jänner 2017

Nach einem herausfordernden 2016 stehen wie am Anfang eines neuen Jahres, das nicht minder aufregend zu werden verspricht. An dieser Stelle dazu statt gut gemeinter Wünsche einige Anmerkungen aus touristischer Sicht:

International gesehen wird die Reisewelt mit noch mehr Sicherheitsvorkehrungen und Kontrollen rechnen müssen, solange nicht die politischen Brandherde rund um den Globus endgültig befriedet sind. Sie lösen jene Welle des Terrorismus aus, die immer wieder irgendwo von neuem ausbricht. Jeder Anschlag, egal ob in Paris, Berlin, Istanbul oder Jerusalem, wird letztlich zu einem Dämpfer für die allgemeine Reiselust überhaupt. Wenn auch letztere als menschliches Urbedürfnis anscheinend gar nicht so leicht zu dämpfen ist.

Vor diesem Hintergrund hat sich Österreichs Tourismus ausgesprochen gut gehalten und wird es auch weiterhin tun, wenn die Politik sich endlich dazu durchringt, keine neuen unsinnigen Schikanen auszuhecken, die unsere professionellen Gastgeber nur davon abhalten, sich ausschließlich auf das Wohl ihrer Gäste zu konzentrieren. Substantielle Entlastungen zu erwarten ist dabei ähnlich realistisch wie das Hoffen auf die Wiedereinführung der obligatorischen Schulskikurse. Aber noch steht uns ja der New Deal bevor, mit dem für Österreichs Wirtschaft jetzt endlich alles besser werden soll. Kräftiges Daumendrücken ist also angesagt. Doch unabhängig davon scheint auch das Geschäftsmodell eines Wirtschaftszweiges überlegenswert, der einerseits mit seinem Lohnniveau nicht genügend qualifiziertes Personal anzulocken in der Lage ist, andererseits, wie sich jeder auf den Buchungsplattformen überzeugen kann, sein Angebot  immer wieder einmal so gut wie verschenkt. Vielleicht hilft da ein Blick zur Seilbahnwirtschaft: Alljährlich erhöht sie, begleitet von kurzem medialen Getöse, ihre Tarife. Trotzdem schlägt sie sich mit hervorragender Qualität glänzend, kann ihr Personal offenbar ausreichend bezahlen und auch noch in großem Stil investieren.

Der Städtetourismus wird weiterhin bedeutend bleiben, selbst wenn da und dort schon  Sättigungserscheinungen sichtbar werden. Oder Konflikte zwischen den Bedürfnissen wachsender Metropolen und dem verständlichen Anliegen ihrer Tourismusbranche, die historische Substanz als wichtigen Attraktionsfaktor unangetastet zu lassen. So gerade in Wien zu verfolgen, wo es um den Status als Weltkulturerbe-Stadt angesichts eines Bauvorhabens im innerstädtischen Bereich geht. Selbstverständlich ist es nicht möglich, ganze Bezirke einer vitalen Stadt unter den Glassturz zu stellen, doch ist im Umgang mit dem kulturellen Erbe Rücksicht auf das sensible Umfeld angebracht. Letztlich zählt auch hier nur die Qualität. Denn selbst berühmte Baumeister liefern, wenn sie nicht gefordert werden, manchmal nur belanglose Gelegenheitsarbeiten ab.

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