ANA
Standpunkt

Bittere Realität

Print-Ausgabe 31. Mai 2019

Es ist eines der unrühmlichsten Kapitel in der Geschichte der Zweiten Republik, das die österreichische Politik – abgesehen von wenigen Ausnahmen, wobei Bundespräsident Van der Bellen an erster Stelle zu nennen ist - in den zurückliegenden zwei Wochen geschrieben hat. Näher auf all dies einzugehen, erübrigt sich. Nicht nur um weitere Würg­reize zu vermeiden, sondern vor allem auch weil die Tristesse in ihrer gesamten Unappetitlichkeit und Breite bereits tagesaktuell ausgiebig abgehandelt wurde.

Als touristische Fachzeitschrift scheint es aber geboten, zumindest auf jene Aspekte einzugehen, die diesen Wirtschaftszweig betreffen. Jahrelang wurde er von der Bundespolitik bestenfalls ignoriert, meistens jedoch mit Belastungen belegt, die ihm im zunehmenden Ausmaße die Luft zum Atmen nahmen. Der absolute Tiefpunkt war im März 2015 mit dem erreicht, was keck und frech als „größte Steuerreform in der Geschichte der Zweiten Republik“ angepriesen wurde. Unter den Folgeschäden leidet Österreichs Tourismus noch heute.

Die zurückliegenden 17 Monate brachten dann ein Kontrastprogramm, das angesichts des vorangegangen jahrelangen Stillstands und gegenseitiger Blockaden kaum noch für möglich gehalten wurde. Wie immer man zu den Akteuren gestanden sein mag, eines wurde der Bundesregierung von Sebastian Kurz von vielen Seiten beschieden: Sie hat – ebenfalls abgesehen von den bekannt unerfreulichen Ausnahmen – rasch und effizient gearbeitet, Probleme wurden angepackt, analysiert und in zügigem Tempo einer Lösung zugeführt. Ob zu aller Zufriedenheit, sei dahingestellt. Zumindest einer der für den Tourismus schmerzhaftesten Stachel, jener in Form der unsinnigen 13 Prozent Umsatzsteuer auf Beherbergungsleistungen, wurde wieder entfernt.

Das war’s dann. Vergangenem nachzutrauern, ist sinnlos. Entscheidend ist, was die Zukunft bringt. In vorliegendem Fall jene der Bundespolitik. Und da lautet die Antwort schlicht und einfach, ohne sich auf große Weissagungen einlassen zu müssen: nichts Gutes.

Die letzten 17 Monate haben Österreichs Tourismus einen kleinen Eindruck von dem vermittelt, was möglich wäre, wenn konstruktiv auf die ihm innewohnenden Besonderheiten eingegangen wird. Er ist eben kein Wirtschaftszweig wie jeder andere, sondern eine überaus komplexe Angelegenheit.

Jetzt droht der Rückfall zur bitteren Realität des Vorher. Einen Vorgeschmack darauf lieferten die vergangenen Tage. Die kommenden Monate werden kaum erquickender sein und für das Danach besteht als einziges das Prinzip Hoffnung, bedauert diesmal keine erfreulichere Feststellung treffen zu können der

Lupo

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