ANA
Standpunkt

Besuch im Giardino Aretusa

Print-Ausgabe 20. September 2019

Fast ist’s überstanden. Nur noch neun Tage bis zu den Nationalratswahlen, die – mit Ausnahme des Comebacks der Grünen – wohl wenig am politischen Gefüge ändern werden. Vielleicht, so die Hoffnung vieler StaatsbürgerInnen, wird dann irgendwann einmal auch wieder regiert.

Bei all den Themen, die in Elefanten- und sonstigen Runden zur Sprache kamen, ragte vor allem der Klimawandel heraus. Alle Parteien, egal welcher Couleur, sind plötzlich Grün. Gut so. Das erwähnte grüne Revival im Parlament erhält damit sogar eine mehrfache Bedeutung.

Szenenwechsel. Sommer 2018. Besuch in der Altstadt von Syrakus. Also in der einst „größten und schönsten aller griechischen Städte“, wie Cicero vor mehr als zwei Jahrtausenden von der Metropole in Sizilien schwärmte. Heiß war’s, gleißende Sonne und kaum Schatten. Später über eine Rampe und ein paar Stufen hinunter zur Hafenpromenade.

An deren Beginn (oder Ende, je nach Sicht der Dinge) befindet sich der „Giardino Aretusa“. Fast ein Wunder: jahrhundertealte, mächtige Ficus Macrophilla-Bäume mit weit ausladenden Ästen, Vogelgezwitscher wie im Urwald, kühlende Frische – ein 2.500 m² großes Paradies am Rande einer städtischen Steinwüste.

Es war ein Aha-Erlebnis. Und so prägend, dass selbst über ein Jahr danach schon beim bloßen Gedanken daran dieser extreme Kontrast zwischen drückend heißem Stadtrundgang und luftig-frischer grüner Oase noch immer fühlbar ist.

Wie einfach Lösungen doch manchmal sind: kein Strom, keine Klimaanlage, keine künstliche Luftbefeuchtung, sondern einfach ein paar Bäume!

Einige Pioniere in Österreichs Tourismus haben das längst begriffen. Michaela Reitterer etwa mit ihrem Null-Energie Boutiquehotel Stadthalle samt begrünter Fassade oder ASI Reisen-Chef Ambros Gasser, der die Außenhülle der neuen „ASI Nest“ genannten, in Holzbauweise errichteten Firmenzentrale mit 105 Kletterpflanzen unterschiedlicher Spezies begrünen ließ. Die beiden zählen diesbezüglich zu den touristischen Vorreitern.

Nicht jede Klima-Themenstellung wird sich durch Ficus Macrophilla oder begrünte Fassaden und Dächer lösen lassen. Aber die zu ergreifenden Maßnahmen sind – und das ist die Botschaft an die hoffentlich auch nach den Wahlen grün angehauchten Regierungsmitglieder und Mandatare aller Couleurs – oft viel simpler, als gemeinhin angenommen. Wer daran zweifelt, sollte (trotz Flugreise dorthin) dem „Giardino Aretusa“ einen Besuch abstatten, regt an der

Lupo

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