ANA
Rottenbergs Roadbook

Keinarmiger Bandit

Print-Ausgabe 11. März 2016

Im nächsten Leben werde ich Getränkeautomatenaufsteller. Am Flughafen. Das ist ein Bombengeschäft. Man muss dafür nur eines tun: Nicht erreichbar sein.
Aber der Reihe nach. Dass „No-Liquids“-Regeln auf Airports lediglich Absatz-bei-jedem-Preis-Garanten für die Gastro dahinter sind, ist nicht neu: Wer unbedingt ein Flugzeug sprengen will, kann auch aus sieben 0,1-Liter Fläschchen im 1-Liter Klarsichtbeutel auf der Toilette ... egal.
Ist der Securitycheck erst knapp vor dem Boarding, ist der Automat im Wartesaal eine sichere Bank: Economy-Reisende wissen, dass es endlos dauern kann, bis sie am Flieger Wasser bekommen. Lieber jetzt kaufen, als die Kinder leiden zu sehen.
Da kommt die Durchsage: „Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass der Automat Geld annimmt, aber weder Getränke noch Geld herausgibt.“ Das ist eher nicht das Standard-Repertoire der Boarding-Crew. „Der Fehler liegt nicht in unserem Bereich: Die Automaten werden von einer Fremdfirma betreut.“ Pause. Nachsatz: „Wir erreichen dort niemanden. Es hebt nie wer ab.“ Trotzdem stehen Fluggäste am Automaten. Drücken. Klopfen. Fluchen.
Der Vielflieger neben mir nickt. Fast anerkennend. Er sitzt dreimal pro Woche hier. Und der Automat, sagt er, streike zu oft, als dass er noch an Zufall glaube. „Überschlagen Sie, wieviel Geld da täglich rein geht. Niemand regressiert wegen 2,50 €: Null Leistung, null Materialkosten. Null Umsatz – also null Steuern. Aber voller Profit: Eine brillante Geschäftsidee. Schade, dass es nicht meine ist.“

Thomas Rottenberg

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