Rottenbergs Roadbook

Die falschen Gäste

Print-Ausgabe 1. Juni 2018

„Da wird die Milch in der Kuh sauer.“ Der Rezeptionist des erstklassigen Klagenfurter Stadthotels sprach Klartext. „Ich wohn’ bei Faak: Es ist die Hölle,“ klagte der Mann: „Aber die sind wie Mundgeruch: Er kommt immer wieder.“  

Eigentlich ist es ein No-Go, vor Gästen so über andere Gäste zu sprechen. Bloß: Wenn am Wörthersee GTI-Zeit ist, gelten andere Regeln. Weil es offensichtlich ist: Was man einst ein Vorsaison-Wochenende eben ertrug, ist zur Dauerbelästigung metastasiert. Das „GTI-Vortreffen“ dauert mehrere Wochen – und lockt Tuningfreaks aus ganz Europa nach Kärnten.

Die meisten sind harmlos. Spinner, die viel Geld, Energie und Liebe in ihre Autos stecken – und weder Lackschäden noch Nummerntafelentzug riskieren wollen. Die sorgen für Konvoi-Dauerstau, tun aber keinem was: Nicht das familienfreundliche, saubere Natur-Bild, mit dem Kärnten sich präsentieren will. Keine Umsatzbringer wie Familien-, Kultur- oder Genussurlauber – aber wohl zu verkraften.

Doch in jeder Gruppe stecken zwei, drei Prozent gefährlich-asoziale Irre: Straßenrennen in Ortschaften, „Gummigeben“, das „Ballern“, das Herbeiführen von Fehlzündungen (derzeit am Beliebtesten, da „spurenlos“), Alkoholexzesse und Belästigungen prägen während des „Vortreffens“ das Bild der Region nachhaltig – sind aber im Schutz des Rudels kaum ahndbar. Das verschreckt. Bleibt in den Köpfen. Macht unsympathisch – und ist unerträglich: Wenn die Kuh saure Milch gibt, kauft man besser bei einem anderen Bauern.

von Thomas Rottenberg

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