Rottenbergs Roadbook

Ansichtskarten

Print-Ausgabe 25. August 2017

Dass meine Mutter sich freut, bedeutet nichts. Verstehen Sie mich richtig: Es bedeutet mir viel, wenn meine Mama sich freut. Nur freuen sich Mütter halt immer, wenn man sich meldet. Egal, ob online oder per Ansichtskarte. Bei Freunden und Kollegen ist das anders: Online-Reisepics sieht man ständig. Auf jeder Plattform: Nicken – „liken“ – schon vergessen. „Wo warst du rasch nochmal?“

Meine Irland-Ansichtskarten aber wirkten – und wirken: Echte Post. Papier. Handschrift. Das ist rar. Retro. Unique: Das pinnt man im Office an die Wand – und alle reagieren: „Ich wusste gar nicht, dass es Ansichtskarten noch gibt!“ Aber: Die Karten waren nie weg – sie sind uns nur zu kompliziert. Aussuchen und kaufen? Ok. Aber: Wo gibt es im Ausland Marken? Dann: Aufkleben. Briefkasten suchen: Mühsam.

Die Irlandkarten aber lagen im Teilnehmerbus von Sauconys „Race to Kinvara“, einem Staffellauf von Dublin nach Galway. Frankiert. Natürlich erklärten wir – handschriftlich - warum wir mit wem wo waren. Der Briefkasten? „Gebt sie dem Fahrer.“…

Die Karten kamen an. Vor Wochen - und haben Impact: Sogar Kollegen mancher Empfänger reagieren darauf. Unsere Online-Fotos? Nicken – klicken – schon vergessen. Obwohl die Zahlen beachtlich waren: Sogar meine Mama hat „geliked. Aber Freunden und Bekannten erzählt sie eine andere Geschichte: Die der Ansichtskarte.

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