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s’Entdeckerviertel

TVB der grenzenlosen Gegensätze von „Stiller Nacht“ bis „ready to race“

Print-Ausgabe 11. September 2020

TVB-GF Georg Bachleitner war maßgeblich an der Entstehung des „s‘Entdeckerviertels“ beteiligt

Tourismusverbände gibt es viele, aber weltweit definitiv nur einen, der Staatsgrenzen überschreitet – es ist nicht das einzige Superlativ in OÖ „s’Entdeckerviertel“

Der TVB „s’Entdeckerviertel“ besteht aus insgesamt 16 Gemeinden im Bezirk Braunau, der salzburgischen Gemeinde Lamprechts­hausen sowie den drei bayerischen Gemeinden Simbach, Tittmoning und Burghausen. Wie so oft im Leben, war auch bei seiner Entstehung Zufall mit im Spiel, aber eben nicht nur: „Da musste nichts neu erfunden werden, es ist gelebte Identität“, betont TVB-­Geschäftsführer GeorgBachleitner gegenüber T.A.I.

Vorangegangen war das im Februar 2018 beschlossene neue OÖ Tourismus­gesetz, das die Zusammenlegung von 104 TVBs auf 20 vorsah. Im Bezirk Braunau, – zuvor in sieben TVBs zersplittert, darunter die 2006 gegründete „Seelentium“-­Region – wurde daraufhin der Tourismusverband Oberes Inn­viertel – Mattig­tal gegründet.  

Mit etwas mehr als 104.000 Übernachtungen schaffte er aber nicht aus eigener Kraft die im OÖ Tourismusgesetz vorgeschriebene Mindestgröße von 200.000 Nächtigungen und 600.000 Euro an Tourismus­beiträgen und -abgaben. Ein Kunstgriff löste das Problem. 

Der bestand in Form der Region „Seelentium“, die 2007 durch den Beitritt der bundesdeutschen Grenzstadt Burghausen sowie 2008 durch Tittmoning grenzüberschreitende Gestalt annahm, ergänzt um die Salzburger Gemeinden St. Georgen und Lamprechts­hausen. Durch deren Integration in das „s‘Entdeckerviertel“, ergänzt um Simbach, wurde nicht nur dem Landestourismusgesetz Genüge getan, sondern auch die Attraktivität der Dreiländer-Region für Urlaubsgäste, Geschäftsreisende und Seminaranbieter nachhaltig gesteigert. Insgesamt erstreckt sich das „s‘Entdeckerviertel“ über stramme 485 km², dessen Gäste von 245 Gastronomie- sowie 115 Beherbergungsbetrieben bewirtet werden.

„Im Vorjahr hatten wir grenzüberschreitend ca. 130.000 Ankünfte und erstmals über 300.000 Nächtigungen“, freut sich TVB-Geschäftsführer Georg Bachleitner, der maßgeblich an der Entstehung des „s‘Entdeckerviertels“ beteiligt war. Der gebürtige Innviertler und Absolvent der Tourismusschule Bad Ischl kennt die Region wie seine Westentasche (Bachleitner leitete 13 Jahre die Tourismusregion Mühlviertel und war danach im OÖ Tourismus über zehn Jahre als Marketingleiter tätig) und begleitete zunächst mit seiner Firma InWert e.U. den Fusionsprozess des neuen TVB.

Mitte vorigen Jahres sprang Georg Bachleitner zusätzlich als interimistischer Geschäftsführer ein und arbeitete mit Hochdruck am Aufbau der neuen Marke für den Verband. Die wurde im November als „s‘Entdeckerviertel“ samt Logo und neuem Webauftritt der Öffentlichkeit vorgestellt. Weil alles perfekt klappte und Georg Bachleitner aus dem Recruiting-Prozess als bester Kandidat hervorging, wurde er mit Jahresbeginn 2020 zum offiziellen Geschäftsführer bestellt.

Den Start hatte er sich allerdings anders vorgestellt: „Wir haben Corona schmerzlich gespürt, als die Grenze gesperrt war“, so Georg Bachleitner im Gespräch mit T.A.I. Doch das ist spätestens seit Mitte Juni wieder Vergangenheit (die ferientouristisch ausgerichtete Hotellerie erfreut sich wieder „einer sehr guten Auslastung“) und so geht es nun darum, die Stärken des „s‘Entdeckerviertels“ voll auszuspielen. 

Diese bestehen nicht nur aus fünf kleinen Städten im gotischen Inn-Salzach-Baustil (Braunau, Mattig­hofen, Burghausen, Tittmoning und Simbach), sondern auch aus dem größten Moor Österreichs (das 12.000 Jahre alte und 2.000 ha große Ibmer Moor), der „Stille Nacht“ Region Hochburg-Ach, Lamprechtshausen-­Arnstorf, acht Badeseen (u. a. der im Sommer 23 Grad warme Holzöstersee oder der von Wäldern eingegrenzte und damit windgeschützte Höllerer See), der mit 1.051 Metern längsten Burg der Welt in Burghausen oder der 10.000 m² große Erlebniswelt „KTM Motorhall“. Aushängeschilder der Hotellerie sind die 4-Sterne Häuser Der Seewirt und Landhotel (beide Franking), „Burgblick“ (Hochburg-Ach), Jägerwirt (Lengau), Schüdlbauer‘s (Braunau am Inn) und Weiß (Munderfing). 

„Es sind spannende Gegensätze, die das Entdeckerviertel auszeichnen, von ‚Stiller Nacht‘ bis ‚ready to race‘“, gerät Georg Bachleitner unversehens ins Schwärmen über die Region, die zwischen den Flüssen Salzach, Inn und Mattig liegt sowie Weltkonzerne wie KTM (1,52 Mrd. Euro Umsatz, 4.368 MitarbeiterInnen, davon rund 83 % in Österreich), die AMAG Austria Metall AG (1,066 Mrd. Euro Umsatz, rund 2.000 MitarbeiterInnen) oder den bedeutendsten Standort des „Bayerischen Chemiedreiecks“ beheimatet (u. a. Wacker Chemie AG mit 5 Mrd. Euro Umsatz und weltweit 16.300 MitarbeiterInnen, davon 10.000 in Burghausen). Auch die OMV Deutschland GmbH mit rund 4 Mrd. EUR Umsatz ist dort zuhause. Diese Unternehmen sorgen üblicherweise für einen starken Geschäftstourismus, der seit Corona allerdings auf der Bremse steht.

Ungeachtet dessen „soll der Gast die Verbindung zwischen Urlaubs­region und Wirtschaftsstandort spüren und erleben können“, betont Georg Bachleitner. Die vorrangigen ferientouristischen Themen liegen – anders, als im direkt angrenzenden, gesundheitstouristisch geprägten TVB „s’Innviertel“ – in den Bereichen Radfahren, Badeurlaub für Familien, Kultur, Pilgern (u. a. Marienweg) oder Gruppenreisen und Vereinsausflüge, bei denen die „Innviertler Traktor Roas“ mit liebevoll restaurierten Steyr Oldtimer Traktoren als das absolute Zugpferd im „s‘Entdeckerviertel“ gelten. Deren Name bleibt übrigens, wie er ist.  

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