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Tourismusbarometer Sommer 2018

Erfreulicher Ausblick durch den Fachkräftemangel massiv getrübt

Print-Ausgabe 13. Juli 2018

Nach der erfolgreichen Wintersaison 2017/2018 blickt Österreichs Tourismus zuversichtlich auf den bereits angelaufenen Sommer. Das geht aus dem Anfang Juli publizierten „Tourismusbarometer 2018“ von Deloitte, einem Beratungsunternehmen, und der ÖHV (Österreichische Hoteliervereinigung) hervor. Demnach hat sich der Indexwert von 2,99 im Vorjahr auf 2,83 (Schulnotensystem) verbessert. Die Stimmungslage übertrifft damit auch jene von vor zwei Jahren: 2016 lag der Index bei 2,93.

So erfreulich dies auf den ersten Blick auch erscheint, das Problem Fachkräftemangel wird immer drückender: Knapp ein Drittel der Betriebe musste das Angebot aufgrund fehlender Mitarbeiter bereits reduzieren. „Die Ausgangslage ist für alle Betriebe schwierig“, so ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer.

Schwierige Lage im Westen Österreichs

Am schwierigsten ist die Lage im Westen Österreichs: In Vorarlberg sehen die Betriebe rund die Hälfte der Arbeitsplätze gefährdet, weil sie ihr Angebot zurückfahren müssen. In Tirol sind es 43 Prozent. Markus Gratzer: „Manche Hotels mussten bereits aufgrund des Mitarbeiterengpasses einen Teil des Betriebes schließen.“ Die Situation in Wien oder im Burgenland ist hingegen deutlich entspannter.

Mit Note 3,79 bildet das Mitarbeiter-Manko den mit Abstand schlechtesten Wert aller fünf abgetesteten Indikatoren (Regionales Umfeld und regulatorische Rahmenbedingungen 3,44; Investition und Finanzierung 3,11; Geschäftsentwicklung 2,49; Wirtschaftliche Lage des Tourismus 2,41). Damit nicht genug, hat er sich – als einziger – das dritte Jahr in Folge weiter verschlechtert (siehe Grafik).

Prognose für Hotellerie weitgehend positiv

Abgesehen davon ist die Prognose der Hotellerie für den Sommer 2018 weitgehend positiv. Knappe zwei Drittel der Betriebe rechnen mit einer Umsatzsteigerung, die vor allem durch höhere Nächtigungszahlen erzielt werden sollte. Große Sprünge wird es allerdings keine geben. „Die Hälfte aller Befragten, die mit einer Umsatzsteigerung rechnen, glaubt, dass diese maximal 5 Prozent betragen wird“, so ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer. „Der Großteil dieser Gruppe meint sogar, dass die Steigerung unter drei Prozent bleiben wird.“ Weniger Umsatz erwartet hingegen nur jeder zehnte Betrieb.

Überraschend ist, dass in Tirol mit 15 Prozent überdurchschnittlich viele Tourismusunternehmen ein Minus im Vergleich zum Sommer des Vorjahres befürchten. Mit einem Nächtigungsrückgang rechnen hier sogar fast 18 Prozent. Waran dies liegt, muss jedoch erst untersucht werden.

Gute Aussichten für den Sommer

Das Fazit des Tourismusbarometers 2018 lautet: Es dürfte ein guter Sommer werden, Herausforderungen wie der Fachkräftemangel „müssen aber konstruktiv bewältigt werden. Es geht darum, die gute Entwicklung nachhaltig abzusichern“, so Markus Gratzer.

Für die Erstellung des Tourismusbarometers wurden im April dieses Jahres 206 UnternehmerInnen aus ganz Österreich befragt. Mit 27 Prozent kamen die meisten aus Tirol, gefolgt von Salzburg (18 Prozent), Wien (15 Prozent) und der Steiermark (12 Prozent).

Den stärksten Anteil haben Betriebe mit bis zu 20 MitarbeiterInnen (36 Prozent), gefolgt von der Gruppe mit 31 bis 50 MitarbeiterInnen (23 Prozent). Die Umsatz-stärkste Zeit ist für 30 Prozent der befragten Betriebe gleichstark Sommer und Winter, für 28 Prozent der Sommer. 

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