ANA
Czech Tourism

Zukunftspläne mit neuen Facetten und Fokus auf das junge Publikum

Print-Ausgabe 19. April 2019

Möchte CzechTourism nach dem Vorbild moderner Fremdenverkehrsämter aufstellen: Jan Herget

Tschechien bietet für Radfahrer, Weinliebhaber, Kulturinteressierte, Familien und Individualreisende gleichermaßen eine Vielzahl an Möglichkeiten

Unser nördliches Nachbarland, die Tschechische Republik, hat für seine BesucherInnen viel zu bieten: Herrliche Naturlandschaften, eine hervorragende Gastronomie, Kultur und vieles, das sich lohnt entdeckt zu werden. Einer der das weiß, ist der seit Mitte März 2019 amtierende neue Direktor von CzechTourism in Prag, Jan Herget. T.A.I. bat ihn zum Interview.

T.A.I.: Was sind Ihre vorrangigen Ziele in Österreich als Direktor von CzechTourism?

Herget: „Generell möchte ich CzechTourism nach den Vorbildern moderner Fremdenverkehrsämter so aufstellen, dass die Agentur im internationalen Vergleich mit den Marktführern in diesem Fachbereich den Vergleich nicht scheuen muss. Mein Ziel ist es, CzechTourism innerhalb der nächsten fünf Jahre mit der Österreich Werbung vergleichbar zu machen, sodass wir in der Lage sind, die Marke Tschechien im Ausland noch erfolgreicher zu positionieren. Hierbei sind unsere Auslandsbüros die Sprachrohre nach außen. Sie sind die Bindeglieder zwischen unseren Regionen und Dienstleistern im Lande, zwischen unserem Angebot und unseren potentiellen Gästen.
In Österreich setzen wir auf eine ausgewogene Balance zwischen B2B-Kooperationen und aktiver B2C-Kommunikation. Einerseits präsentieren wir unseren touristischen Partnern neue Facetten unseres Landes, die der breiten Öffentlichkeit noch nicht bekannt sind, und mit denen sie neue Reiseprodukte für ihre Kund­Innen kreieren können. Andererseits wissen wir, dass wir durch die Nähe zu Österreich und durch die hervorragenden Verkehrsanbindungen ein Reiseland für Individualgäste sind. Hier vergessen wir natürlich nicht auf „StammkundInnen“, die wir gerne weiterhin betreuen möchten. Parallel dazu suchen wir aber neue Wege und bearbeiten gezielt ausgewählte Segmente. So haben wir in den vergangenen Jahren begonnen, z. B. österreichischen Golfern Tschechien als Golf-Destination näher zu bringen sowie unser Land als geeignete Destination für Familien mit Kindern vorzustellen.
Außerdem ist es uns wichtig, die Tschechische Republik für das junge Publikum zu öffnen. So ist eines unserer nächsten Ziele, ein positives, „junges“ Image bei dieser Zielgruppe zu verankern – damit ihnen unsere „coolen“ Städte spontan als Reiseziel in den Sinn kommen, wenn sie ihren nächsten Auslandsurlaub planen.“

T.A.I.: Welche „Geheimtipps“ in Tschechien hätten Sie noch für Gäste aus dem Ausland?

Herget: „Wir stellen oft fest, dass viele BesucherInnen zwar Prag kennen, andere Teile des Landes aber noch immer ein weißer Fleck sind. Aus diesem Grunde haben wir 2019 das Thema „Cities/Städte“ kreiert, bei dem wir die Städte als Ausgangspunkt in die Regionen sehen. So ein Geheimtipp ist zum Beispiel die geschichtsträchtige mährische Stadt Olmütz. Die Tschechische Republik hat darüber hinaus noch eine Vielzahl anderer, unentdeckter Plätze zu bieten.
Auch AktivsportlerInnen können sich über so manchen Geheimtipp freuen, beispielsweise auf die rund 2.500 km langen, markierten Radwege in der Region Vysočina, dem mährisch-böhmischen Hochland. Diese tschechische Region ist von Österreich  aus schnell und gut erreichbar, liegt dieser Landkreis doch ganz nahe an der österreichischen Grenze zwischen Südböhmen und Südmähren. Einer der bekanntesten Radwege ist der Moldauradweg, der in Südböhmen beginnt, wo auch das dichteste Netz an markierten Radwegen in ganz Tschechien zu finden ist. Hier wechseln sich historische Denkmäler mit wunderschönen, naturbelassenen Passagen ab, flankiert von unverwechselbaren lokalen Gastronomiebetrieben. Empfehlenswert sind auch die Mährischen Weinrouten mit den Weinbauregionen um Znaim sowie rund um die Pollauer Berge nahe der Stadt Mikulov.“

T.A.I.: Tschechien ist Teil des Schengenraums, aber nicht der Eurozone. Hat dieser Umstand Einfluss auf den Tourismus, speziell aus Euro-Ländern?

Herget: „Die Tatsache, dass wir nicht Teil der Euro-Zone sind, hat keinen großen Einfluss. Was sich aber sehr wohl auf den Tourismus aus den Euro-Ländern ausgewirkt hat, war die Intervention der Tschechischen Nationalbank, als sie künstlich die Tschechische Krone abgewertet hat. Dies bewirkte, dass wir für die Euro-Länder zu einem günstigeren Tourismusland wurden. So kam es damals unter anderem zu bedeutenden Gästezuwächsen, beispielsweise aus Deutschland, wo die Incomingzahlen bis zu diesem Zeitpunkt eher stagnierten.“

T.A.I.: Außer der Hauptstadt Prag, welche Städte/Regionen sind bei ÖsterreicherInnen noch sehr beliebt?

Herget: „Wenn man sich alle 14 tschechischen Regionen ansieht, dann führt Prag weit überlegen die Beliebtheitsskala bei österreichischen BesucherInnen an. An zweiter Stelle kommt Südböhmen. Der Grund dafür sind sicherlich die UNESCO-Orte Böhmisch Krumau und Holašovice sowie die bekannte Bierstadt Budweis und das nahe der Grenze liegende Erholungsgebiet Moldau­stausee/Lipno. In weiterer Folge erfreut sich auch noch Südmähren immer größerer Beliebtheit bei den ÖsterreicherInnen. Hier sind vor allem die Stadt Brünn sowie die Weingebiete Südmährens und die wunderschöne Naturlandschaft des Mährischen Karsts beliebt. Insgesamt konnten diese drei Regionen im letzten Jahr zusammen etwas über drei Viertel aller österreichischen Besucher für sich verbuchen. Das verbleibende Viertel teilten sich die anderen elf Regionen.“

T.A.I.: Aus welchen Ländern stammen die meisten ausländischen BesucherInnen und welchen Platz nimmt Österreich ein?

Herget: „Die Anzahl der österreichischen BesucherInnen hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert. Während wir im Jahr 2012 rund 220.404 ÖsterreicherInnen begrüßen konnten, waren es 2018 bereits 299.162 (Platz 10). Somit machte im vergangenen Jahr Österreich 2,8 Pro-
zent aller internationalen BesucherInnen in Tschechien aus. Wenn man sich die internationale Gästestruktur – 2018 waren es 10,635 Mio. – ansieht, führt Deutschland mit über zwei Millionen Gästen. Platz zwei ging an slowakische StaatsbürgerInnen, Platz drei an Polen, gefolgt von BesucherInnen aus China und den USA. Die nächsten Plätze belegten Russland, Großbritannien, Südkorea und Italien.“ 

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