Städtetourismus

50 Euro Eintritt für Tagesgäste bestes Rezept gegen „Overtourism“

Print-Ausgabe 5. April 2019

ARCOTEL-Branchentreff auf der Bühne des ARCOTEL Wimberger

Beim ARCOTEL Hotels Branchentreff wurden heikle Themen angesprochen – nur hohe Zutrittsgebühren dürften wirklich Wirkung zeigen

Ganz im Zeichen des „Städtetourismus“ stand das jüngste ARCOTEL Hotels Branchentreff Mitte März im Wiener ARCOTEL Wimberger. Auf dem Podium saßen WienTourismus-Direktor Norbert Kettner, Vladimir Preveden, Managing Partner bei Roland Berger Österreich, Eurotours-Managerin Sonja Acosta-Oberleitner und Arcotel-CEO Martin Lachout. Unter Moderation von Messe & Event-Chefredakteur Christoph Berndl waren sich die vier einig: das Phänomen „Overtourism“ ist in Wien kein Thema.

Gleich zu Beginn hob Vladimir Preveden in seinem Statement Wien und Paris als Beispiele hervor, wie Städte unter dem Motto „Qualität statt Masse“ einen erfolgreichen touristischen Weg einschlagen können. Preveden hatte in der „European City Tourism Study 2018“ (T.A.I. berichtete darüber) 54 Städte in Europa untersucht und dabei besonders die Nächtigungen im Verhältnis zur Einwohnerzahl und die Wertschöpfung durch den Tourismus analysiert. Für Städte wie Venedig, Lissabon, Prag (hoher Massentourismus, eher niedrige Wertschöpfungsstufe) oder Reykjavik sei die Situation problematisch.

Das Aufgehen von Wiens Strategie als Premium-Destination unterstrich Norbert Kettner mit der Aussage, dass die Zuwächse der Umsätze aus dem Tourismus in der Donaumetropole doppelt so hoch ausfallen, wie die Zuwächse bei den Nächtigungen. Derzeit werde die Strategie 2025 entwickelt, die nicht mehr ausschließlich den Tourismus im Fokus hat, sondern die gesamte „Visitor Economy“ der Stadt.

„Overtourism“ sei jedenfalls für Wien kein Thema, so Sonja Acosta-­Oberleitner von Eurotours, die mit ihrem Team Städteprodukte in über 70 Ländern anbietet. Aus ihrer Sicht sollte aber z.B. zur Adventszeit „die Situation mit Tagestouristen besser strukturiert“ werden: „Die Leute, die da sind, sollen sich auch wirklich wohl fühlen.“ Pricing-Strategien, um den Tourismus zu steuern, steht sie positiv gegenüber: „Wenn es die Erhaltung der Substanz fördert, würde ich persönlich es für gerechtfertigt halten“, so Acosta-Ober­leitner, die aber zu bedenken gibt: „Wegen 3 Euro Gebühr kommt kein Tourist weniger.“ Wenn hingegen jeder Tourist 50 Euro zahlen müsse, um z.B. Venedig besuchen zu können, würde dies aus ihrer Sicht die Zahl der Touristen reduzieren.

Wo der quantitative Plafond für Destinationen liegt, ist unterschiedlich. In Berlin etwa, wo Arcotel derzeit mit zwei Hotels vertreten ist, sieht Martin Lachout „noch viel Potenzial“. Bereits vor zehn Jahren, als Arcotel sein zweites Haus in der deutschen Bundeshauptstadt eröffnete, hätten die lokalen Beherbergungsbetriebe betont, dass es keine neuen Betten brauche. Dieser Behauptung zum Trotz habe sich die Anzahl der Betten in Berlin seitdem um rund 47 Prozent erhöht, während die Nächtigungen sogar um 57 Prozent gestiegen sind.

Auch für Wien sieht Lachout noch Potenzial und Arcotel (derzeit drei Häuser in Wien) zählt zu jenen Unternehmen, die es nützen wollen: So eröffnet im Sommer am Hauptbahnhof das innovative MOOONS Hotel unter Arcotel-Management. „Wien ist für mich die richtige Destination, ich würde auch noch ein fünftes Hotel hier aufsperren“, erklärte Lachout. Konkret ist noch nichts, aber beim nächsten Arcotel Hotels Branchentreff im Herbst 2019 könnte es die eine oder andere Neuigkeit geben. 

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