ANA
Tourismusstatistik

Kein Rückfall um 50 Jahre! Vergleichen, was vergleichbar ist!

Print-Ausgabe 18. Februar 2022

Aus dem dritten Quartal 2019 bis 2021 geht hervor, dass Österreichs Beherbergung sowie Gastronomie einen Rekordumsatz erzielten und die Aufenthaltsdauer zulegte

Die Headlines gleichen wie ein Ei dem anderen: „Österreichs Tourismus ist um 50 Jahre zurückgefallen“ lauteten Ende Jänner unisono die Schlagzeilen in- und ausländischer Medien. Sie griffen damit eine Meldung der Statistik Austria auf, die über das Nächtigungsergebnis von 2021 berichtete. Bekanntlich war das Vorjahr von einem langen (Winter/Frühjahr) und einem kurzen (Mitte November bis Mitte Dezember) Lockdown geprägt, womit jegliche Vergleiche hinken.

Am ehesten erscheint dies noch für das dritte Quartal (Juli bis September) möglich. T.A.I. hat sich bei dem Vergleich auf die drei Jahre 2019 (letztes „Normaljahr) sowie die beiden Corona-Jahre 2020 und 2021 konzentriert. Die Ergebnisse sind zum Teil überraschend.

So erreichten die Umsätze in Beherbergung und Gastronomie im dritten Quartal 2021 mit 6,094 Mrd. Euro den bisherigen Höchststand der Vergleichsquartale Juli bis September. Sie lagen um + 7,3 % über dem Umsatz der Vergleichsmonate 2020 und sogar um + 1,8 % über dem Wert von 2019.

Diesen Umsätzen von Beherbergung und Gastronomie die im dritten Quartal erzielten Nächtigungen gegenüberzustellen, ist natürlich überaus unscharf, aber trotzdem nicht uninteressant. Denn es geht daraus hervor, dass der Umsatz pro Nacht im Zeitraum Juli bis September 2021 mit 126,78 Euro um + 6,7 % höher lag, als es vor zwei Jahren der Fall war. Im Vergleichszeitraum 2020 lag er sogar mit 130,77 Euro noch höher. Wie gesagt: Es ist zwar ein unscharfer Vergleich, aber er zeigt, dass in Beherbergung und Gastronomie alles andere als geschleudert wird, sondern die Preise pro Gast nach oben tendieren – ein Trend, der bereits mehrfach festgestellt werden konnte. Trotz Krise herrscht also kein Dumping.

Ebenfalls interessant ist, dass es zu einer Verlängerung der Aufenthaltsdauer kam, von 3,3 Tagen im Vergleichszeitraum 2019 auf 3,8 Tage in 2020 und 3,7 Tage – also etwas weniger – in der Periode Juli bis September 2021.

Auch dies ist überraschend, da 2020 der Inlandsgast bei den Übernachtungen deutlich um + 18,5% zugelegt hatte (das übrige Ausland inkl. Deutschland verlor). Er weist aber traditionell eine kürzere Aufenthaltsdauer aus, als die Gäste aus dem Ausland – eine Tatsache, an der sich auch in Corona-Zeiten nichts geändert hat.

2021 gab es dann im dritten Quartal wieder weniger Gäste aus dem Inland (- 2,8 %), dafür aber einen kräftigen Anstieg aus der Bundesrepublik (+ 11,9 %), aus dem übrigen EU-Raum (+ 33,8 % ohne Deutschland und Österreich) sowie aus dem übrigen Ausland (+ 36,1 %). Interessant wird sein, wie sich die Aufenthaltsdauern mittelfristig entwickeln, denn vor der Pandemie gingen sie kontinuierlich zurück. 2010 lag die Aufenthaltsdauer aller Gäste noch bei 3,8 Tagen, 10 Jahre davor bei 4,6 und Mitte der 1990er Jahre noch bei 5,3 Tagen.

Das gesamte Nächtigungsvolumen im dritten Quartal 2021 lag mit 48,067 Millionen noch um - 4,6 % unter jenem von 2019 (damals waren es 50,377 Millionen), aber etwas über dem Niveau vom Vergleichszeitraum 2016 mit damals 48,016 Millionen Übernachtungen und deutlich über der Anfang der 1990er Jahre erreichten quantitativen Hochphase in Folge der Ostöffnung bzw. des Falles vom „Eisernen Vorhang“.

Fazit: Österreichs Tourismus ist – so man für den Vergleich eine Periode heranzieht, in der alle Betriebe durchgehend geöffnet haben konnten – alles andere als auf ein Niveau wie vor 50 Jahren zurückgefallen. Dazu kommt die wichtige Erkenntnis, dass trotz Krise nicht über den Preis verkauft wird.

Kommentar schreiben

Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder

Nach oben