Print-Ausgabe 14. Juni 2024
Auch wenn es im Sommer 2024 einen neuen Nächtigungsbestwert geben dürfte, ist die Einschätzung der Lage in den Betrieben alles andere als rosig
Wie ist die aktuelle Stimmung in Österreichs Tourismusbranche? Dieser Frage gingen vor kurzem beim WIFO – Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung Oliver Fritz (Senior Economist) und Anna Burton (Economist – Tourism & Leisure Economics) auf den Grund. Die ernüchternde Feststellung: Erstmals seit Februar 2022 fiel im April dieses Jahres die Einschätzung der aktuellen Lage wieder negativ aus (Saldo aus positiven und negativen Nennungen im WIFO-Konjunkturtest). „Die Erwartungen an die zukünftige Entwicklung der Branche sind zwar optimistischer, bleiben jedoch weiterhin eher verhalten“, so Oliver Fritz und Anna Burton. Zur Erinnerung: Im Februar 2022 wurde von Österreichs Bundesregierung verkündet, dass mit Anfang März desselben Jahres ein Großteil der verbliebenen COVID-Schutzmaßnahmen fallen würden. Die Tatsache, dass sich die Stimmung jetzt zwei Jahre später wieder stark eingetrübt hat, hängt mit der laut Fritz und Burton „sehr verhaltenen realen Umsatzentwicklung“ zusammen. Diese drücke in Verbindung mit steigenden Vorleistungs- und Lohnkosten die Gewinne der Unternehmen.
Bereits die Wintersaison 2023/24 sah kalenderbereinigt (Schalttag im Februar 2024 und frühes Ostern im März) einen realen (also inflationsbereinigten) Rückgang der Umsätze um −2,5 % gegenüber dem Vorjahr. Gegenüber der Vorkrisenperiode 2018/19 sanken die Umsätze sogar um −11,7 %. Oliver Fritz: „Die Wachstumsdiskrepanz zwischen Nächtigungen und preisbereinigten Umsätzen verstärkte sich im aktuellen Analysezeitraum sogar noch.“
Für die kommende Sommersaison 2024 werden etwa fast durchgehend höhere Nächtigungszahlen im österreichischen Tourismus erwartet als im Vorjahr. So zeigen diverse Befragungen unter potentiellen Urlaubsgästen bei diesen eine erfreulich hohe Reisebereitschaft. Fritz: „Die Zahl der Nächtigungen dürfte im Sommerhalbjahr 2024 einen neuen Höchstwert erreichen und knapp über dem Rekordniveau des Vorjahres liegen.“
Ebenso aber ist es Tatsache, dass angesichts der aktuellen Konjunkturlage – vor allem in Österreich und in Deutschland, die zusammen für rund 60 % aller Übernachtungen sorgen – die Ausgabefreudigkeit der Gäste weiterhin gedämpft ist. Oliver Fritz und Anna Burton: „Die reale Umsatzentwicklung wird daher voraussichtlich mit der Dynamik der Ankünfte und Nächtigungen nicht Schritt halten können.“ Der Trend geht in Richtung preisgünstigere Unterkünfte oder Destinationen, zu kürzeren Aufenthalten und zu weniger Konsum während des Urlaubs.
Erstellt am: 14. Juni 2024
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