Airberlin Insolvenz

Trauriges Ende der Curry-Wurst. Resteverwertung made in Germany

Print-Ausgabe 6. Oktober 2017

Rund um die Airberlin-Insolvenz wird es am 12. Oktober spannend: dann sollen die Verhandlungen mit Lufthansa und easyJet abgeschlossen sein. Beide Carrier waren am 25. September als einzige Bewerber im Bieterverfahren übrig geblieben.

Über Cash verfügt das Duo ausreichend: easyJet hatte laut Halbjahresbilanz 2016/2017 liquide Mittel in Höhe von ca. 1,54 Milliarden Euro, Lufthansa kann neben 1,7 Mrd. Euro an Bankguthaben auf 4,4 Mrd. Euro an Wertpapieren zurückreifen.

Das Angebot von Lufthansa umfasst die komplette Übernahme von NIKI (inkl. 17 Airbus A321-200), wobei der Ferienflieger der DACH-Region als Tochter bei Eurowings Unterschlupf finden soll (ob als eigenständige Marke, wird sich weisen). Ebenso will Lufthansa die Airberlin Regionaltochter LGW/Luftfahrtgesellschaft Walter samt 20 Dash 8Q-400 (Durchschnittsalter 8 Jahre) übernehmen.

Auch an den Beständen der Airbus A319/A320-Flotte von Airberlin (76 Jets, Durchschnittsalter 7,4 Jahre, alle geleast) möchte sich Lufthansa bedienen, von denen bereits 38 im Wetlease bei Eurowings und Austrian Airlines im Einsatz stehen. Diese Jets will Lufthansa ebenso übernehmen wie „weitere 20 bis 40“ samt Crews (bis zu 3.000 MitarbeiterInnen).

Das Lufthansa-Gesamtpaket wird mit 200 Millionen Euro beziffert, plus zusätzlich bis zu 100 Millionen Euro für Betriebskosten in der Übergangszeit – in Summe also 300 Mio. Euro.

Lufthansa hat vom Aufsichtsrat 1 Milliarde Euro genehmigt bekommen. Die rund 700 Millionen  Euro, die über das Airberlin-Angebot hinausgehen, sollen für den Ankauf der Flugzeuge von den Leasinggebern verwendet werden. Airbus A320-200 im Alter der Airberlin-Jets werden um 45 Millionen US-Dollar gehandelt, Q400 um 12 Millionen Dollar.

Lufthansa wird sich wohl mit dem unteren Ende der von ihr gewünschten zusätzlichen Airbusse begnügen müssen, sonst bliebe für easyJet nichts mehr übrig. Der britische Low Cost Carrier hat die besten Karten, um jene Teile des Düsseldorfer Airberlin-Streckennetzes zu übernehmen, auf die Lufthansa aus kartellrechtlichen Gründen verzichten muss.

Insider gehen davon aus, dass easyjet zumindest die Hälfte der aktuell rund 70.000 Airberlin-Slots in Düsseldorf erhält. Ebenso dürfte easyJet einen Teil jener 18 Airbus A320-200 übernehmen, die Airberlin dort stationiert hat. Bislang betrieb easyJet in der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens – anders als in Berlin (12 Maschinen am Flughafen Schönefeld) und Hamburg (drei Jets) – keine Basis. Nachdem Hamburg mit Winter 2017/18 als Basis  geschlossen wird, scheint der Weg nach Düsseldorf klar vorgezeichnet.

Dies ist dringend notwendig, denn der innerdeutsche Wettbewerb schrumpft derzeit auf ein Minimum zusammen: Kunden meiden Airberlin, Lufthansa erhöht im Gegenzug ihre Inlands-Frequenzen bzw. setzt größere Maschinen ein (zum Beispiel eine Boeing 747-400 zwischen Frankfurt und Berlin). Auch die Langstrecken-Lücken, die Airberlin hinterließ, werden von Lufthansa und Eurowings aufgefüllt.

Noch mehr monopolisiert wird zudem der Nachbarschafts-Verkehr mit Österreich. Einziger verbliebener Mitbewerber ist derzeit easyJet (Wien - Berlin, Salzburg - Hamburg). Ob dies so bleibt, wird sich Mitte Oktober zeigen. T.A.I. wird berichten.  

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Erstellt am: 06. Oktober 2017

Foto (c) airberlin

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