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Transavia

MUC wird zum Aufmarschgebiet. Transavia-Kampfansage an Eurowings

Print-Ausgabe vom 4. Dezember 2015

Mit Errichtung ihres ersten Auslands-Hubs stößt die Air France-KLM Low Cost Tochter in die Flanke des Lufthansa-Projektes Eurowings – es ist der Anfang einer Europa-Offensive

Während Lufthansa ein mediales Feuerwerk rund um ihre neue Billig-Marke Eurowings inszeniert, vollzieht sich an ihrem zweitwichtigsten Hub – jenem in München – eine kaum registrierte Revolution: Air France-KLM stationiert dort mit Beginn des Sommerflugplans 2016 vier Boeing 737-800 ihrer Low Cost-Tochter Transavia, mit denen laut CEO Mattijs ten Brink vom Start weg 17(!) Ziele angeflogen werden. Hintergrund: vor eineinhalb Jahren erfolgte bei Air France-KLM der Startschuss des Projektes „Perform 2020“, das unter anderem die aggressive Expansion ihres Low Cost Carriers Transavia (HV) vorsieht, aus der eine paneuropäische Billigairline geformt werden soll. Bis 2017 wird die HV-Flotte von aktuell 45 Maschinen auf 110 Jets vergrößert – etwas mehr als jene Dimension, in die Lufthansa mit Eurowings vorstoßen möchte, die vorerst allerdings keine Jets in der Bayernmetropole stationieren wird.

Starkes Österreich-Angebot

Transavia ist in Österreich seit Jahren gut verankert. Im Winter 2015/2016 fliegt die Airline auf der Strecke Innsbruck – Amsterdam bis zu 14 Mal pro Woche, Salzburg – Amsterdam steht bis zu zwölfmal auf dem Flugplan, ebenso Salzburg – Eindhoven (dreimal pro Woche) und Salzburg – Rotterdam (bis zu sechsmal). Dazu kommt seit 2011 die Strecke Wien – Rotterdam, die im laufenden Winter neunmal bedient wird.

Umsatz-Milliarde geknackt

Von der Größenordnung her erreicht Transavia derzeit zirka drei Fünftel des Volumens von Germanwings, die bekanntlich in Eurowings aufgeht. Transavia erzielte 2014 mit ihren 45 Flugzeugen (fast alle Boeing 737-800, davon 31 in den Niederlanden und 14 in Frankreich) einen Umsatz von 1,056 Mrd. Euro (plus 7,3 Prozent). Die Zahl der Passagiere kletterte um 11,4 Prozent auf 9,9 Millionen, die Auslastung sank um 0,3 Punkte auf 89,9 Prozent. Geld wurde damit keines verdient: das operative Ergebnis verschlechterte sich von minus 23 Mio. Euro auf minus 36 Mio. Euro. Air France-KLM begründet den Anstieg des Verlustes mit zusätzlichen Kosten, die durch das starke Wachstum in Frankreich angefallen sind. Dort wurde die Kapazität binnen Jahresfrist um mehr als ein Fünftel (21 Prozent) hochgefahren, mit Fokus auf Paris Orly. Transavia ist damit die bei weitem am schnellsten wachsende Airline der Gruppe, auch des Air France Point-to-Point-Ablegers HOP.

Nun erfolgt mit München die Errichtung der ersten Basis außerhalb der Niederlande und Frankreich. Weitere sollen folgen. In der Planung für Transavia Europe ist von fünf bis zehn Hubs die Rede, mit jeweils drei bis zehn Maschinen an jedem Standort. Angestrebt wird dort jeweils die Marktposition Nummer zwei oder drei.

Premiere in München

Doch vorerst geht es darum, den Hub München auf Touren zu bringen. Der Schwerpunkt liegt mit sieben Zielen auf Italien (Venedig täglich, Neapel, Bari und Catania fünfmal wöchentlich, Bologna und Pisa viermal, Palermo dreimal). In Spanien fliegt Transavia ab München Mallorca täglich sowie Valencia und Sevilla viermal wöchentlich an. Weitere Ziele sind Faro mit vier, Porto und Dubrovnik mit drei sowie Marrakesch mit zwei Flügen pro Woche. Brüssel wird zwölfmal, Eindhoven elfmal und Kopenhagen sechsmal angesteuert. Je nach Strecke kostet der einfache Flug zwischen 29 und 59 Euro, zur Einführung gibt es Tickets ab 19 Euro. Die Transavia-Flüge sind auch in den GDS verfügbar. 

Transavia in Stichworten

Transavia wurde 1965 in Maastricht als Konkurrenz zur Charter-Airline Martinair gegründet, der Betrieb startete Ende 1966 am Schiphol Airport. Zehn Jahre später hatte sie im Ferienfluggeschäft bereits einen Marktanteil von 45 Prozent in den Niederlanden, 1986 startete das Linien-Segment. 1998 stieg KLM mit 80 Prozent ein, 2000 begann der Einstieg ins Low Cost Segment. Seit 2003 gehört ihr Transavia komplett. Ein Jahr später erfolgte der Zusammenschluss von KLM und Air France. 2007 nahm die Tochtergesellschaft Transavia France ihren Betrieb auf.

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