Austrian Airlines & Lufthansa Group

Halbjahres-Zahlen im Keller, schwieriger Restart, weiterhin „Fliegen auf Sicht“

T.A.I. 24 TOP News

Die Lufthansa Group kommunizierte heute, 6. August, ihre Halbjahreszahlen. Parallel dazu informierten Austrian Airlines CEO Alexis von Hoensbroech, und der scheidende CFO Wolfgang Jani (seine Agenden übernimmt CCO Andreas Otto) über die aktuelle Lage des österreichischen Flagg Carriers. Moderiert wurde die auch per Twitter übertragene Pressekonferenz von Unternehmenssprecherin Tanja Gruber.

Gleich zum Einstieg stellte Wolfgang Jani klar, wie sehr die Corona-Pandemie Austrian Airlines zugesetzt hat: in den 90 Tagen von April bis Ende Juni (komplettes Grounding, lediglich einige Rückhol- und Cargo-Flüge) waren insgesamt 53.000 Passagiere mit Austrian Airlines unterwegs. Im Vorjahr wurden im gleichen Zeitraum 50.000 Fluggäste pro Tag befördert.

Umsatz und EBIT

Dies hatte logischer Weise gravierende Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung. Austrian Airlines hatte dabei von allen Konzern-Airlines den kräftigsten Umsatz-Rückgang zu beklagen: er ging im ersten Halbjahr 2020 um -67% zurück. Swiss kam mit -55% am besten davon. Alle anderen Airlines lagen dazwischen: Lufthansa German Airlines und Brussels je -63% zurück, Eurowings -64%.

Beim EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) drehten Lufthansa und Swiss von positiven Werten im Vorjahr deutlich ins Minus (LH von 361 Mio. Euro auf -1,887 Mrd. Euro, Swiss von 215 Mio. auf -292 Mio. Euro). Alle drei anderen Konzern-Airlines lagen schon im Juni 2019 im roten Bereich, der heuer deutlich roter ausfiel: Austrian -444% auf -299 Mio. Euro, Brussels -486% auf -211 Mio. Euro und Eurowings -130% auf -432 Mio. Euro.

Cargo blüht auf

Ergänzend zu den oben genannten Zahlen, welche die Passage betreffen, ist jener des Geschäftsfeldes „Logistik“ hinzuzurechnen, in dem die Lufthansa Group alle Cargo-Aktivitäten ihrer Airlines gebündelt hat. Dessen Umsatz legte im ersten Halbjahr um 7% auf 1,32 Mrd. Euro zu, im zweiten Quartal (April bis Juni) sogar um 23%. Das EBIT der Cargo-Aktivitäten schoss sogar von 9 auf 258 Mio. Euro nach oben – ein Zuwachs um 2767%.

Die ist vor allem den gestiegenen Durchschnittserlösen in allen Verkehrsgebieten zu verdanken, denn Angebot und Absatz gingen auch im Cargo um je ein knappes Drittel zurück.

Weiterhin „auf Sicht“ unterwegs

Einen detaillierten Finanzausblick auf das Geschäftsjahr 2020 zu geben, ist laut Konzern-Zwischenbericht bis auf weiteres nicht möglich. Der Grund: die weiterhin hohen Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Entwicklung der Corona-Krise, insbesondere die Entwicklung von Reisebeschränkungen (vor allem in den wichtigen Langstreckenmärkten USA und Asien) sowie der Kundennachfrage.

Alexis von Hoensbroech fasste dies in der Pressekonferenz wie folgt zusammen: „Wir sind mit permanent sich ändernden Rahmenbedingungen konfrontiert.“ Ein Beispiel ist die Entwicklung seit dem Restart am 15. Juni: anfänglich lagen die Passagierzahlen auf Kurs, durch die Landeverbote im Juli (18 Destinationen waren davon betroffen) klafften dann geplante Kapazität (18% im Vergleich zum Vorjahr) und Realität (14%) auseinander. Im August liegt man derzeit bei 23% der Vorjahreskapazaität anstatt der prognostizierten 28%.

Für Austrian Airlines waren und sind diese Landeverbote doppelt bitter: „Zwei Drittel der Passagiere aus diesen Ländern wollten gar nicht nach Wien, sondern weiter zu einem unserer Langstreckenziele“, so Alexis von Hoensbroech. Dadurch war es notwendig, u.a. die Chicago-Rotationen vorübergehend wieder auszusetzen.

Die Buchungsfristen sind weiterhin mit 2 bis 4 Wochen extrem kurz. Eine gute Nachfrage besteht vor allem im Nachbarschaftsverkehr (hier vor allem mit Deutschland) sowie im touristischen Bereich zu den Mittelmeerzielen (vor allem jene in Griechenland). Derzeit wird vorwiegend der August gebucht. Von Hoensbroech hofft, „dass es uns gelingt, bald wieder in einen stabileren Modus hineinzukommen.“ Vorerst ist allerdings davon auszugehen, „dass wir in den nächsten Wochen und Monaten immer auf Sicht fliegen müssen“, so der scheidende CFO Wolfgang Jani.

Ticket-Rückerstattungen

In der Halbjahresbilanz der Lufthansa Group werden Verbindlichkeiten aus nicht ausgeflogenen Flugdokumenten in Höhe von 4,499 Mrd. Euro angeführt, darunter 1,139 Mrd. Euro, für die Passagiere bereits Erstattungsansprüche geltend gemacht hatten. Wie hoch die diesbezüglichen Werte bei Austrian Airlines sind, wird im Finanzbericht nicht ausgewiesen. Schätzungen von Branchen-Insidern zufolge soll die Höhe des Rückzahlungsbetrags der LH Gruppe an österreichische Passagiere und Reisebüros Mitte Juni rund 200 Mio. Euro betragen haben.

Laut Alexis von Hoensbroech wurden bislang „über drei Viertel der Anfragen abgearbeitet. Ich gehe davon aus, dass wir bis Ende August den Großteil zurückgezahlt haben.“ Allerdings ist für alle Group-Airlines – so der Lufthansa Zwischenbericht – „aufgrund des weiterhin stark eingeschränkten Flugprogramms mit weiteren Rückforderungen zu rechnen.“

Staatshilfen erst ab Juli

Überwiegend noch nicht in den Zwischenbericht für das erste Halbjahr 2020 eingeflossen sind die Staatshilfen. Lediglich 175 Mio. Euro an staatlichen Zuschüssen (vorwiegend aus Kurzarbeit in den DACH-Ländern) finden sich in dem Bericht. Das Gros der Hilfsgelder floss erst ab Juli. Bei Lufthansa waren es bislang 2,3 Mrd. Euro.

Auch Austrian Airlines muss warten, denn erst am 7. Juli 2020 gab die EU-Kommission ihre Zustimmung Corona-Hilfspaket in Höhe von 600 Mio. Euro. Als Teil des Pakets wird Lufthansa Austrian Airlines 150 Mio. Euro an Eigenkapital zur Verfügung stellen. Das Geld ist aber laut Wolfgang Jani noch nicht geflossen.

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