Airline-Vergleich

Franzosen verbessert, IAG ist Margen-­King, der Kranich tritt auf der Stelle

Print-Ausgabe 22. März 2019

Während die Lufthansa Group bei ihrem operativen Ergebnis auf der Stelle tritt, konnten die beiden großen Mitbewerber in Europa 2018 deutlich zulegen

Nachdem die Lufthansa Group als letzte der großen drei Airline-Konzerne Europas Mitte März ihre Ergebnisse für 2018 präsentierte, liegen nun sämtliche Daten von Lufthansa Group, Air France-KLM und IAG (International Airlines Group) für das Vorjahr vor. T.A.I. hat sie miteinander verglichen. Fazit: Während Air France-KLM (siehe auch nebenstehendes Interview) und IAG ihre Umsätze vergrößern und ihre Gewinnsituation verbessern konnten, war im Vorjahr beim Kranich-Konzern beides rückläufig.

Der besseren Vergleichbarkeit wegen wurden von T.A.I. bei Umsätzen und Ergebnissen der Lufthansa Group wurden die Werte von Technik und Catering herausgerechnet. 2018 beliefen sich die Umsätze dieser beiden Geschäftsbereiche auf 9,135 Mrd. Euro, das operative Ergebnis auf 540 Mio. Euro.

Ebenso wurde berücksichtigt, dass alle drei Konzerne erstmals die Rechnungslegungsstandards IFRS 15 (Erlöse aus Kundenverträgen) angewendet haben. Umsätze und operative Ergebnisse für 2017 wurden deshalb einmal mit und einmal ohne IFRS 15 dargestellt (siehe Tabelle). Am stärksten wirkte sich die Umstellung bei Air France-KLM (inkl. Transavia) aus: wurde für sie laut bisheriger Rechnungslegung für 2017 ein operativer Verlust von -419 Mio. Euro ausgewiesen, steht nun für 2017 ein Mini-Überschuss von 16 Mio. Euro in den Büchern. So oder so, für 2018 gab es eine massive Ergebnis-Verbesserung.

Die stärkste Entwicklung der großen Drei verzeichnet aber seit Jahren die IAG, zu deren Portfolio neben British Airways und Iberia auch die irische Aer Lingus sowie die beiden Low Cost-Carrier Vueling und LEVEL gehören. Letztere verfügt bekanntlich seit dem Vorjahr über eine Österreich-Tochter. Seit 2015 konnte die IAG ihren operativen Gewinn um 48 Prozent von 2,3 Mrd. Euro auf 3,7 Mrd. Euro verbessern, die operative Marge stieg in dem Zeitraum um mehr als ein Drittel von 10,1 Prozent auf 15,1 Prozent.

Lufthansa verbuchte dank Eurowings den kräftigsten Passagierzuwachs und hält nun bei über 140 Millionen Fluggästen pro Jahr. Ein starkes Viertel davon stammt von Eurowings/Brussels, der Rest von den Netzwerk-Carriern Lufthansa German Airlines, Swiss und Austrian Airlines.

Ihre operativen Ergebnisse und Marge konnte die LH Group zwar im langfristigen Vergleich verbessern, doch 2018 brachte einen Dämpfer: Während Air France-KLM und IAG mit und ohne Anwendung von IFRS 15 besser performten als 2017, war bei der Lufthansa Group das Gegenteil der Fall.

Die schwächste operative Marge der großen Drei verbucht weiterhin Air France-KLM. Mit 5 Prozent im Vorjahr wurde aber der beste Wert der zurückliegenden Jahre ausgewiesen.

Und wie sieht es mit dem Ausblick auch 2019 aus? Ein großes Fragezeichen stellt die Entwicklung der Treibstoffpreise dar. Bei der IATA (International Air Transport Association) geht man von einer Seitwärtsbewegung aus. Der Anteil des Jet Fuels an den Gesamtkosten sollte von 23,5 Prozent auf 24,2 Prozent steigen. Das liegt unter dem Wert von 2015 (damals waren es 26,4 Prozent) und weit unter den Spitzen von den Jahren davor mit über 30-Prozent.

Der CEO von IAG, Willie Walsh, rechnet für 2019 mit steigenden Umsätzen pro Passagier bei gleichbleibenden Kosten und auch einem ähnlichen Betriebsergebnis. Bezüglich Brexit, von dem die IAG aufgrund British Airways am stärksten betroffen ist, geht Walsh davon aus, dass „London und Brüssel eine umfassende Einigung erzielen werden.“ Selbst ein „chaotischer Brexit“ würde Passagiere nicht vom Fliegen abhalten.

Etwas vorsichtiger gibt sich hingegen Benjamin Smith, CEO von Air France-KLM. Unsicherheiten sieht er im „geopolitischen Umfeld und bei den Treibstoffpreisen.“ Die Gruppe werde bei den Passagieren um 2 bis 3 Prozent zulegen und weiterhin „an Ertragsverbesserungen arbeiten.“

Die Lufthansa Group konzentriert sich 2019 laut CEO Karsten Spohr „auf nachhaltiges, qualitatives Wachstum“, wird beim Kapazitätswachstum auf die Bremse treten, aber trotzdem beim Umsatz „im mittleren einstelligen Bereich“ zulegen. Steigende Treibstoffkosten sollen durch weitere Kostensenkungen kompensiert werden. Bei der operativen Marge dürfte sich nicht viel tun, außer bei Eurowings, für die Spohr „ein Ergebnis auf Break Even-Niveau“ erwartet. 2018 steckte sie mit -233 Mio. Euro tief in den roten Zahlen.

Für Ergebnisverschiebungen bei allen drei Großen wird 2019 noch ein weiterer Aspekt sorgen: war es 2018 die Anwendung von IFRS 15, wird heuer erstmals IFRS 16 bei den Jahresabschlüssen berücksichtigt. Der regelt Ansatz, Bewertung, Ausweis sowie Angabepflichten von Leasingverhältnissen. 

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Erstellt am: 22. März 2019

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