ANA
Swiss International Air Lines

Fliegendes Arbeitspferd trabt an, Start für die neue Kurzstrecken-Ära

Print-Ausgabe 15. Juli 2016

Läuft alles nach Plan, startet heute, Freitag, von Zürich aus das jüngste Verkehrsflugzeug der Gegenwart, die Bombardier CS100, bei Swiss zu ihrem ersten Linienflug

Mit dem Flug LX 638 von Zürich nach Paris-Charles de Gaulle schreibt die eidgenössische Airline Luftfahrtgeschichte: denn sie gliedert damit innerhalb weniger Monate nicht nur zwei neue Flugzeugtypen (im Jänner stieß die erste von neun Boeing 777-300ER als Flaggschiff zur Flotte) in den Linienbetrieb ein, sondern einen davon – eben die CS100 – als erste Airline weltweit. 30 Maschinen (davon 10 Stück der größeren Version CS300) wurden von Swiss geordert, womit der 125-sitzige Jet laut Swiss-CEO Thomas Klühr zum künftigen „Arbeitspferd“ der Airline avanciert: „Er wird das meisteingesetzte Flugzeug der Flotte sein, die aktuell aus 88 Maschinen besteht.“

In der ersten Phase wird die extrem leise CS100 – von der heuer neun Stück ausgeliefert werden – bei Swiss sukzessive die insgesamt 16 bereits mehr als 18 Jahre alten Avro RJ100 Jumbolinos (97 Sitze) ersetzen, ebenso den Airbus A319 (108 Plätze), von denen Swiss fünf Stück betreibt (Durchschnittsalter: 19,5 Jahre).

Die Ablöse von nahezu zwei Jahrzehnte alten Flugzeugen durch den derzeit modernsten Kurzstrecken-Jet der Welt katapultiert die Wirtschaftlichkeit der Swiss-Routen, auf denen die CS100 eingesetzt wird, in neue Dimensionen. Gegenüber den Jumbolinos kommt die CS100 mit rund 20 Prozent weniger Treibstoff aus, die gesamten Betriebskosten liegen um zirka 15 Prozent tiefer.

Den größten Beitrag dazu leistet – neben Gewichtsersparnis durch Kohlefaserbauteile und höherer aerodynamischer Effizienz – das innovative Pratt & Whitney-Triebwerk, der PurePower PW1000G geared-turbofan. Dessen Besonderheit: Turbine und Mantelstromgebläse drehen sich dank einem Getriebe in unterschiedlichen Geschwindigkeiten, wodurch jedes der beiden Bauteile im optimalen Betriebszustand laufen kann. Die Anlaufschwierigkeiten des „geared-turbofan“, der heuer im Jänner beim A320neo der Lufthansa erstmals im Linienbetrieb zum Einsatz kam, sind laut P&W Mitteilung seit Ende Mai endgültig gelöst.

Als weltweit erster Betreiber eines neuen Flugzeugtyps steht man also durchaus auch einigen Herausforderungen gegenüber. Meist sind diverse Nachjustierungen notwendig, die sich erst durch den Einsatz im Normalbetrieb herauskristallisieren. Doch die Vorreiterrolle von Swiss bietet auch Vorteile. Neben dem ausgehandelten Preis – Insidern zufolge bewegt sich der Rabatt von Swiss zwischen 20 bis 25 Prozent gegenüber dem Listenpreis von 72 Mio. US-Dollar –, ist man bei Bombardier in den kommenden Monaten voll auf Swiss fokussiert, es besteht dadurch ein extrem schneller und zudem kostenloser Support.

Eine weitere Hürde, die Swiss zu meistern hat, ist die eingangs erwähnte Implementierung von zwei neuen Modellen (Boeing „Triple Seven“ und CS100) innerhalb von nur wenigen Monaten in die Flotte. Um sie zu nehmen, wurden im Vorfeld 150 MitarbeiterInnen neu im Unternehmen aufgenommen. Damit hofft man ähnliche Probleme, wie sie bei Austrian Airlines rund um die Umstellung von der Fokker- auf die Embraer-Flotte auftreten, zu vermeiden (bei OS werden bekanntlich aufgrund des durch die Umschulungen bestehenden Pilotenmangels in diesem Sommer 300 Flügen im Osteuropanetz gestrichen).

Bleibt die Frage, wann die Bombardier-Jets im regulären Liniendienst nach Wien kommen. Im vorliegenden Zeitplan der Umstellung auf C Series-Flüge scheint Wien noch nicht auf (ursprünglich war vom dritten Quartal 2016 die Rede). Doch Ende August steht die Aufnahme der CS100-Flüge nach Warschau und Brüssel auf dem Programm, im September folgen Nizza, Stuttgart, Hannover, Mailand, Florenz und Bukarest. Wohin es CS100-Flüge gibt, das wird im Laufe jedes Vormittags auf swiss.com und allen Buchungsplattformen publiziert.

Einmal landete aber bereits eine CS100 am Vienna International Airport und zwar Mitte März im Zuge der Streckenflugerprobung (Route Proving), um die Abläufe unter realen Bedingungen zu üben und zu testen. 

Swiss Bombardier CS100 in Stichworten

Ende Juni konnte die erste an Swiss ausgelieferte CS100 im Hangar in Zürich erstmals von innen besichtigt werden. Der Passagierraum ist im Sitzverhältnis 2:3 geteilt, die Sitze (Hersteller ZIM) wurden neu entwickelt, sie sind mit 17,3 Inch (43,94 cm) spürbar breiter, als jene der Airbus A320-Familie (17 Inch bzw. 43,18 cm). Swiss verspricht zudem aufgrund der Sitzkonstruktion eine erhöhte Beinfreiheit bei gleichem Sitzabstand. Praktisch sind die neu konzipierten Tische (mittig angeordnete Tischstütze) sowie die extragroßen Überkopffächer, für viel Licht sorgen die großen Fenster. Bisher wurden 388 Maschinen der C Series bestellt. Die größten Orders stammen von Delta (75 Stück) und Air Canada (45).

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Erstellt am: 15. Juli 2016

Foto oben: Hat große Pläne für den Flottenneuling: Swiss-CEO Thomas Klühr © SWISS

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