Sunny Cars

Car Rental Experts im vollen Drive gegen Corona: „Wir bleiben den Reisebüros treu!“

T.A.I. 24 TOP News

Sunny Cars, die Car Rental Experts, gehören in Europa zu den größten und bekanntesten Anbietern von Mietwagen. Im aktuellen Geschäftsbericht 2018/2019 (seit Ende Februar 2020 verfügbar) fand T.A.I. das Zitat: „Klar ist: Die nächste Rezession, wann auch immer sie kommen mag, kann eine große Herausforderung werden.“ Jetzt ist sie, dank Corona, da. Was dies für den Münchner Mietwagen-Broker, seine 185 MitarbeiterInnen und für die Touristik-Partner sowie deren KundInnen bedeutet, darum ging es im „spacigen“ Zoom-Meeting (siehe Foto) von T.A.I. mit dem geschäftsführenden Gesellschafter von Sunny Cars, Thorsten Lehmann.

Homeoffice schon seit Langem gelebt

T.A.I.: Wie ist die Stimmung bei Sunny Cars? Gibt es Homeoffice und Kurzarbeit?

Lehmann: „Die Stimmung ist gut. Wir haben uns schon in der Vergangenheit gut auf das Thema Homeoffice vorbereitet und es auch gelebt, vor allem am Standort München, um auf die Lebensumstände der MitarbeiterInnen Rücksicht zu nehmen und sie mit professionellem Equipment auszustatten. Wir mussten das deshalb in Corona nur wenig ausbauen. Die MitarbeiterInnen sind ganz unterschiedlich in Kurzarbeit. Es gibt einige, die auf null gegangen sind, andere die 20% oder mehr arbeiten und welche, die zu 100% arbeiten. Er herrscht bei uns nicht der absolute Stillstand. Dinge, die wichtig sind, bringen wir voran. Und es erhalten unsere Partner immer Antworten, wenn uns jemand sprechen will.“

T.A.I.: Sie erwähnten den Standort München. Wie sieht es in Amsterdam aus?

Lehmann: „In den Niederlanden gibt es andere Modelle. Da arbeiten alle ArbeitnehmerInnen voll. Der Staat refundiert im Rahmen des Programms NOW (Noodmaatregel Overbrugging voor Werkgelegenheid) den Umsatzausfall von bis zu 80%, um Arbeitsplätze zu erhalten. Das gilt für sechs Monate mit Verlängerungsoption. Unser Team nutzt die Zeit, um strategische Themen zu bearbeiten, die uns schon lange beschäftigen.“

T.A.I.: Ist NOW ein besseres System, als jenes der Kurzarbeit in Deutschland und Österreich?

Lechmann: „Ich persönlich halte das Modell der Kurzarbeit für am besten.“

Buchungen von Tag zu Tag besser

T.A.I.: Sunny Cars ist mit einem zweistelligen Plus (Stand Ende Februar) ins neue Geschäftsjahr 2019/2020 gestartet. Wie sieht es jetzt aus?

Lehmann: „Zu Beginn der Corona-Krise hatten wir Rückgänge gegenüber dem Vorjahr zwischen 92% und 95%. Aktuell im Juni waren wir ca. 68-70% unter den Vergleichswerten im Vorjahr. Wir machen derzeit also ca. ein Drittel des Vorjahresumsatzes. Das macht uns nicht happy, aber wird von Tag zu Tag besser. Es kann sein, dass der Juli ein Last-Minute Monat wird und für viel Kurzfristgeschäft im August und September machen. Bis Ende des Geschäftsjahres 2019/2020 am 31. Oktober wird der Umsatz nach derzeitigen Schätzungen bei 70% des Vorjahres sein. Wir hatten ja einen starken Winter. Viel wird davon abhängen, ob es eine zweite Welle gibt.“

„Corona hatte niemand auf dem Schirm“

T.A.I.: Im Jahresabschluss 2018/2019, der Mitte Februar fertiggestellt wurde, findet sich kein Hinweis auf die drohende Corona-Pandemie. Wieso?

Lehmann: „Das Thema Pandemie hatte damals niemand auf dem Schirm. Sonst wäre es beim 8. Sunny Cars Round Table (Anm.d.Red.: 13./14. Februar 2020 in Amsterdam; Link zum Bericht >>>) auf dem Programm gestanden und es gab dort auch keine Fragen dazu von den Journalisten. Lufthansa hatte schon Maßnahmen ergriffen, weil die viel China-Geschäft haben, aber in der gesamten Branche gab es kein Bewusstsein, was da auf uns zukommt. Das ist erst später klar geworden.“

T.A.I.: Sunny Cars hat dann nur wenige Tage nach dem Round Table als eines der ersten Unternehmen die Teilnahme an der ITB abgesagt. Wieso?

Lehmann: „Das Risiko war aus unserer Sicht zu groß für unsere MitarbeiterInnen. Ohne zu wissen, was da noch auf uns zukommt, war es eine gute Entscheidung. Wir hätten nie gedacht, dass die ITB dann abgesagt wird.“

„Können noch besser werden“

T.A.I.: Sunny Cars ist in Normalzeiten an mehr als 8.000 Stationen in über 120 Zielmärkten präsent. Wie viele sind es derzeit?

Lehmann: „Alle in der EU, aber wir haben auch Kunden, die schon Buchungen für 2021 absetzen, auch für Afrika und die USA, aber natürlich auf kleinem Niveau. Spannend ist das kurzfristige Geschäft in der EU. Das hilft uns finanziell. Wir machen derzeit pro Tag ein bisschen mehr als 1.000 Buchungen. Das sind 25-30% des Vorjahres. Das deckt zwar nicht unsere Kosten, ist aber eine Last, die wir schultern können.“

T.A.I.: Welche Maßnahmen werden von Sunny Cars ergriffen?

Lehmann: „Wir hatten immer schon eine konservative Handlungsweise, gut gewirtschaftet und nie Gewinne aus dem Unternehmen herausgezogen. Das hilft uns jetzt. Wir sind optimistisch, aber gehen kein Risiko ein, vor allem nicht bei Investitionen.

Cash ist noch genug vorhanden (Anm.d.Red.: ein Großteil (!) der Bilanzsumme bestand laut Geschäftsbericht 2018/2019 aus Cash-Positionen), wir werden das über eine längere Phase hinüberbekommen. Wichtig ist, dass wir auf lange Frist gute Entscheidungen treffen können, denn die nächsten zwei Jahre werden nicht lustig. Wir müssen restrukturieren, was aber nicht Entlassungen bedeutet. Wir werden das anders hinkriegen, zum Beispiel mit 4-Tage-Woche oder ein Jahr Bildungsurlaub mit Job-Garantie. Das alles ist noch nicht spruchreif, aber wir machen uns dazu in nächster Zeit Gedanken.

Wichtig ist, dass wir auch wieder Gewinne schreiben und genug Cash haben, damit wir unseren Verbindlichkeiten nachkommen. Wir sind ein zuverlässiger Partner und wollen das bleiben. Was müssen wir dazu tun? Das hat mit dem Produkt ebenso zu tun, wie mit dem Pricing und den Vertriebskanälen.“

T.A.I.: Was heißt das konkret?

Lehmann: „Wir bleiben den Reisebüros treu, auch den anderen Vertriebskanälen. Aber wir können noch besser werden in Qualität und Service.“

„Kunde kriegt bei Sunny Cars immer sein Auto“

T.A.I. Nochmal zu den Mietwagen-Stationen bzw. den Partnern vor Ort. Wie geht es der Vermieter-Industrie?

Lehmann: „Nur weil wir in der DACH-Region nicht reisen können, heißt das nicht, dass keine Autos bewegt werden. Es gibt auch Spanier, die mieten Autos in Spanien. Jeder Vermieter hat unterschiedliche Verträge. Einige konnten die Aufträge für neue Flotten stornieren, andere nicht. Es gibt also auf die Frage keine einheitliche Antwort. Das ist von Land zu Land verschieden. Hertz hinterlässt mit dem Chapter 11 in den USA und Kanada Spuren, aber die Kunde spürt das nicht. VW hat Interesse am Rückkauf von Europcar. Sehr eng arbeiten wir mit Enterprise, zu denen auch Alamo und National gehören. Es ist ein privates Familienunternehmen. Die haben vermutlich höhere finanzielle Rücklagen und machen einen guten Eindruck.

Dazu kommen viele kleinere strategische Partner von uns, mit denen wir ständig in Kontakt stehen. Auch die machen einen guten Eindruck. Alle haben Hygiene-Konzepte nach internationalen Standards umgesetzt und wir kriegen dafür gute Feedbacks von unseren Kunden. “

T.A.I.: Können also Sunny Cars-Kunden unbesorgt sein?

Lehmann: „Ja, weil der Partner ist für sie immer Sunny Cars. Das ist Teil unseres Konzeptes. Welche Marke gebucht wird, ist egal. Wir suchen immer den besten Partner heraus. Und wenn ein Anbieter in Schwierigkeiten sein sollte, müssen wir die Leistung erbringen. Der Kunde kriegt bei Sunny Cars immer sein Auto!“

Kurzportrait Sunny Cars

Das Inhaber-geführte Unternehmen (Sunny Cars gehört seinem Gründer Kai Sannwald als Mehrheitsgesellschafter sowie Thorsten Lehmann, beide sind auch Gesellschafter) ist in den Quellmärkten Deutschland, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Österreich, Schweiz sowie seit 2019 Frankreich tätig.

Die „Car Rental Experts“ (Eigendefinition) sind über alle branchenüblichen Vertriebs- und Buchungskanäle wie Reisebüros, Online-Portale (OTA), direkt via eigene Website oder telefonisch über die Reservierungszentrale buchbar. Der Verkauf erfolgt vorwiegend über B2B-Kanäle. Das Business-Modell umfasst im Wesentlichen zwei Bereiche:

  • „Broker-Geschäft” = Kerngeschäft (Angebot von Mietwagen an Urlaubsreisende unter dem Namen Sunny Cars, vorwiegend über Reisebüros)
  • „Handling Agent” = im Auftrag eines Outsourcing-Partners (z. B. Reiseveranstalter), wobei die Car Rental Experts für dessen gesamtes Mietwagenangebot verantwortlich zeichnen und das Mietwagengeschäft vollständig abwickeln.

Im letzten Geschäftsjahr (es endete am 31. Oktober 2019) wurden 831.000 Buchungen abgewickelt. Sunny Cars ist in über 120 Ländern (Zielmärkte) sowie mehr als 8.000 Stationen präsent.

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