ANA
T.A.I. vor Ort in Ostrava

Natur und Kultur statt Kohle! „Hidden Champion“ im Dreiländereck

Print-Ausgabe 23. August 2019

Früher drehte sich alles um den Kohleabbau und die Eisenerzeugung, heute weiß die Region mit Abwechslungsreichtum in der Natur zu überzeugen

In der k.u.k. Monarchie nannte man sie Mährisch-Ostrau, weltweit bekannt ist sie als Ostrava – die drittgrößte Stadt Tschechiens, rund 375 km östlich von Prag knapp an der Grenze zu Polen und der Slowakei gelegen. Einst von Kohle-Abbau sowie Eisen- und Stahlindustrie geprägt, hat Ostrava den Strukturwandel hervorragend geschafft und sich als Wirtschaftszentrum, Universitäts- sowie Kulturmetropole einen hervorragenden Namen geschaffen. Das 2002 erstmals abgehaltene Musikfestival „Colours of Ostrava“ war Anlass für eine heuer im Juli von CzechTourism organisierte Reise, an der auch T.A.I. teilnehmen durfte.

Früher war Ostravas Stadtbild von Industrie geprägt, heute dienen viele der Gebäude als Museen und das Gelände der ehemaligen Eisenwerke im Stadtteil Vítkovice als Kulisse für das „Colours“-Festival. Auf relativ kleinem Raum waren dort bis in die 1990er-Jahre Kohleförderung, Kokerei, Roh­eisenerzeugung, Stahlveredelung und -verarbeitung sowie Maschinenbau vereint. Seit 2008 zählen Teile der Anlage zum Europäischen Kulturerbe.

Die rund 40.000 BesucherInnen des „Colours of Ostrava“-Festivals erwartet alljährlich ein buntes vier Tage umfassendes Programm mit Auftritten von mehr als 100 Acts aus allen Genres auf 15 Bühnen, darunter Top-Bands wie Florence And The Machine oder The Cure, sowie diversen Filmen, Theateraufführungen, Workshops und wissenschaftlichen Vorträgen. Besonders stimmungsvoll wird es am Abend, wenn die einstigen Industrieanlagen in verschiedenen Farben beleuchtet werden.

Einen guten Ausblick über Areal und Stadt bietet der „Bolt Tower“ direkt am Gelände, der nach dem jamaikanischen Leichtathletik-­Star Usain Bolt benannt wurde. Es ist der höchste Aussichtspunkt von Ostrava.

Wie gut man den Umstieg vom Kohleabbau auf zeitgemäße Nutzung geschafft hat, zeigt auch der bis 1974 als Rohstoffquelle genutzte Landek Hügel. Knapp zwei Jahrzehnte nach seiner Schließung wurde das Bergwerk Anselm 1993 in ein Bergbaumuseum umgewidmet, den Landek Park. Die Stollen reichen bis 620 Meter in die Tiefe und beherbergen die größte Bergbauausstellung Tschechiens (www.landekpark.cz).

Einen Kontrast dazu bildet das an Polen grenzende Gebirge der Beskiden: Mit der Seilbahn geht es hinauf ins Wintersportgebiet Pustevny, das im Sommer zu ausgedehnten Wanderungen auf rund 1.000 m Seehöhe einlädt. Im Dreiländereck mit Polen und der Slowakei führt der Baumwipfelpfad Stezka Valaška über einen Holzsteg spiralförmig bis zu 30 m in die Höhe und mündet nach Überqueren einer „Himalaya-­Hängebrücke“ in einen Skywalk, (mit 7 m der längste seiner Art in Europa). Schwindelfreien BesucherInnen eröffnet sich ein Panoramablick bis weit in die Nachbarländer. Wer noch mehr Action braucht: Eine Scooter-Fahrt über die asphaltierte Straße durch den Wald in Richtung Tal sorgt für entsprechende Adrenalin-Schübe.

Im Rahmen des Czech­Tourism-Trips wurde auch die Stadt Štramberk samt Turm Trúba besucht. Das kleine Städtchen liegt eine Stunde von Ostrava entfernt und verfügt u. a. über Holzhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Über der Stadt thront eine alte Burgruine mit dem Rundturm Trúba. Kulinarische Besonderheit sind die „Stramberger Ohren“, ein Lebkuchen ähnliches Gebäck aus gewürztem Honigteig in Form gerollter Ohren.

Den Schlusspunkt des aktiven Programms setzten dann eine einstündige Kanufahrt in einem Mäander der Oder, bei dem zahlreiche Vogelarten beobachtet werden konnten, und ein Besuch des Golf-Resorts Lipiny, das über zwei Plätze mit jeweils neun Löchern verfügt.

Ostrava liegt ca. 300 km von Wien entfernt und ist mit dem Auto (rund dreieinhalb Stunden über Brünn) ebenso leicht zu erreichen wie mit der Bahn: Die ÖBB ist mit knapp drei Stunden ab dem Wiener Hauptbahnhof sogar noch schneller (Abfahrten täglich um 8:10, 14:10 und 18:10 Uhr; retour geht es ab Ostrava um 7:00, 11:00 und 19:00 Uhr).

Gewohnt wurde im Zuge der CzechTourism-Reise im 2014 renovierten 3-Sterne Harmony Club Hotel in Ostrava (sehr gute Bewertungen). Mehr Infos zu Ostrava und der Region bei der Tschechischen Zentrale für Tourismus unter Tel. 01/89 202 99 und wien@czechtourism.com 

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