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Zollfreie Gedanken

Saisonstarthilfe

Print-Ausgabe 19. Mai 2017

Der Tourismus kann bei den Spitzen von Industrie und Finanz bestenfalls mit wohlwollender Nichtbeachtung rechnen. Hier zählt die im Lande weit verbreitete Maxime, nicht getadelt wäre schon gelobt genug. Da ist es umso erfreulicher, wenn von der Österreichischen Nationalbank seine Rolle für die Außenwirtschaft trotz aller geziemenden Zurückhaltung geradezu enthusiastisch gepriesen wird. Der Leistungsbilanzüberschuss unserer Volkswirtschaft im vergangenen Jahr war demnach nur dem Umstand zu verdanken, dass die Österreicher um 8,8 Milliarden mehr Geld von ausländischen Touristen einnehmen konnten, als sie selbst ins Ausland getragen haben. Das Lob von ungewohnter Seite ist eine zumindest moralische Starthilfe für die anlaufende Sommersaison. Wenn auch keine echte, wie es die von der Branche noch immer erhoffte Rücknahme der Mehrwertsteuererhöhung auf touristische Leistungen sein könnte. Im Konkurrenzkampf der Sommerdestinationen, also der gesamten Welt, zählt nämlich derzeit jeder Euro. Als Beweis genügt ein Blick in Preistabellen der Veranstalterkataloge und Reisewebsites. Die Ertragslage der Gästebranche macht allerdings ein Mittun beim weltweiten Preiskampf unmöglich, es bleibt nur die konsequente Arbeit an einem wertigen und möglichst unverwechselbaren Angebot – in jedem einzelnen Betrieb und in jeder Tourismusregion.

Einige aktuelle Entwicklungen geben dabei Anlass für Optimismus und zeigen gleichzeitig jene Erfolgsgaranten, die für sämtliche Bereiche des Tourismus gelten können. So legte erst unlängst die Tagungswirtschaft einen stolzen Erfolgsbericht vor, der von Rekorden auf allen Ebenen nur so strotzt. Wie es den Anschein hat, zieht nichts so sehr wie ein gut aufgestelltes Angebot bester Qualität, das jedem Anspruch bestens gerecht wird – sei es der einer kleinen Firma, die ländliche Abgeschiedenheit für ihr internes Seminar sucht oder sei es jener eines großen internationalen Verbandes, der ein perfekt funktionierendes Tageszentrum für seinen Jahreskongress braucht. Das alles noch an reizvollen Orten und mit höchster Professionalität abgewickelt. Ein anderes Beispiel, diesmal für die sommerliche Belebung von Bergregionen, liefert die Kooperationsplattform Beste Österreichische Sommerbergbahnen. Ihre 60 Mitglieder haben ein Angebot auf den Weg gebracht, bei dem nicht mehr der Transport zur Gipfelstation zählt, sondern das Erlebnis entlang der gesamten Strecke. Dieses Umdenken und die daraus folgenden Investitionen konnten rundum deutlich zur Saisonverlängerung zum Schaffen neuer Ganzjahresarbeitsplätze beitragen.

Österreich hat derzeit im wirtschaftlichen Umfeld Europas gute Chancen. Wenn sie der Tourismus auch weiterhin so gut nützt, dürfen wir uns schon jetzt auf eine ehrenvolle Erwähnung im Nationalbankbericht 2018 freuen.

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