Standpunkt

Tourismus ohne Werbung

Print-Ausgabe 22. Jänner 2021

Im Vielfronten-Kampf, der seit Monaten rund um Hilfe­stellungen für die unter Reisewarnungen und Lockdowns massiv leidende Tourismusbranche ausgefochten wird, kann es leicht passieren, dass der eine oder andere Bereich übersehen wird.

Etwa jener der gewerblichen AppartementvermieterInnen, die aufgrund der Anzahl ihrer Appartements (weniger als 5) ihre Einkünfte nach „Vermietung und Verpachtung“ versteuern müssen und deshalb nicht nur von der Gewährung des Fixkostenzuschusses ausgeschlossen sind, sondern auch im November und Dezember keinen Umsatz-Ersatz erhielten. Um diesen benachteiligten Gruppen zumindest Gehör zu verschaffen, stehen ParlamentarierInnen, Interessensverbände und Wirtschaftskammer-FunktionärInnen in unermüdlichem Einsatz. Das ist gut so.

Ein Bereich aber wurde bislang komplett übersehen. Einer, der bei allen bisherigen Hilfsprogrammen für den Tourismus nahezu komplett durch die Finger geschaut hat. Einer, dem erheblich größere strategische Aufgaben zukommen als landläufig wahrgenommen wird: jener der Tourismusverbände bzw. DMOs (Destination Management Organisations).

Ihre Budgets werden zum Großteil von Aufenthaltsabgaben und Ortstaxen gespeist, die seit November gegen Null tendieren. Üblicherweise werden während der Wintermonate ca. 150 Mio. Euro an Nächtigungs-Abgaben lukriert. „Die fehlen heuer komplett“, betonte der Präsident des BÖTM (Bund Österreichischer Tourismusmanager), Mathias Schattleitner, im Gespräch mit T.A.I. (mehr dazu hier >>).

Ein weiterer großer Brocken, aus dem sich die DMOs finanzieren, stammt aus den Interessentenbeiträgen. Die werden in allen Bundesländern unterschiedlich erhoben. Generell gilt hier, dass deren Ausfall „erst ab dem Jahr 2022 schlagend wird, da meist die Umsätze von vor 2 Jahren als Bemessungsgrundlage herangezogen werden und 2019 die Betriebe noch volle Umsätze hatten“, so Schattleitner. Trotzdem droht auch hier eine Zuspitzung, denn laut Schattleitner „kann im Laufe des Jahres die Liquidität der Betriebe bzw. eine potentielle Zahlungsunfähigkeit zum Problem werden“.

Fest steht, dass den DMOs heuer erhebliche Mittel fehlen, die sie benötigen, um ihren Aufgaben – und die sind mittlerweile nicht wenig – nachzukommen, bis hin zur dringend erforderlichen Werbung rund um Restart, Frühjahr und Sommer 2021.

Im Tourismusministerium habe man das Problem laut Schattleitner längst am Schirm, nicht zuletzt durch Sektionschefin Ulrike Rauch-Keschmann, die dank ihrer Vergangenheit bei der ÖW (Österreich Werbung) über beste Kontakte zu den DMOs verfügt. Aber dem Bund sind die Hände gebunden. Denn Tourismus ist Ländersache.

Der einzige Ausweg besteht laut Schattleitner deshalb in einem Schulterschluss von Bund und Ländern. Zeitpunkt: sofort. Andernfalls droht ein Desaster an einer touristischen Front, die bislang komplett übersehen wurde, erlaubt sich hinzuweisen der

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