ANA
Standpunkt

Lernen aus der Krise

Print-Ausgabe 24. April 2020

Der „Lockdown“ wird langsam gelockert. Zeit, ein wenig seine Gedanken zu ordnen und zu überlegen, wie der Tourismus aus der schwersten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg wieder herauskommt.

Generell gehen alle klugen Köpfe der Branche davon aus, dass der Weg Richtung „back to normal“ lange wird. Der „Lockdown“ war ein schnell umgelegter Kippschalter. Der „Restart“ wird beschwerlicher. Für den Tourismus sogar extrem. Jetzt geht es darum, welche Erkenntnisse aus der Krise gezogen werden können.

Stichwort Digitalisierung: Sie ist nicht der alleinige weltverbessernde gute Geist aus der Flasche, aber es zeigte sich in den zurückliegenden Wochen, wie sehr sie in der Lage ist, Kommunikationswege zu öffnen, wenn Face-to-Face nicht mehr möglich ist. Unternehmen, die zum kompletten Stillstand verdonnert waren, fanden durch Facebook & Co. zu ihren KundInnen und zu Absatzkanälen, die sie zuvor völlig ungenützt lieen. Sie werden gut daran tun, auch nach Ende des „Shutdown“ ergänzend zu ihrem stationären Business daran festzuhalten.

Stichwort Service: Selten zuvor wurde deutlich, welche Assets Reisebüros, Hotels, Reiseveranstalter, Airlines, Kreuzfahrtanbieter etc., die über engagierte Service-Center verfügen, ihren KundInnen bieten. Persönliche Betreuung und Beratung hat ihren Stellenwert deutlich unterstrichen. Was nichts an den Vorteilen der Digitalisierung – siehe oben – ändert. Es ist erst die geschickte Kombination von beiden, die zum Erfolgsmodell wird.

Stichwort Politik: Sie hat mit voller Wucht erkennen müssen, was geschieht, wenn der Wirtschaftszweig Tourismus auf null zurückgefahren wird. Und sie musste zur Kenntnis nehmen, dass Tourismus nicht nur aus Hotellerie, Gastronomie und Freizeitbetrieben besteht. Gemeint sind damit nicht die Verkehrsträger. Die haben ihre starken Lobbies. Gemeint sind die Outgoing-Reisebüros und die Incomer – jene „hidden champions“, die für ein Fünftel aller Österreich-Nächtigungen verantwortlich zeichnen.

Bislang rangierten Outgoing- und Incoming-Agenturen beim Lobbying der Bundessparte Tourismus unter „ferner liefen“. Ein Fachverband (jener der Reisebüros) allein macht eben noch keinen Frühling. Auch kein noch so engagierter ÖVT, geschweige denn der in Relation zu seiner Gröe schlafwandelnde ÖRV. Es bedurfte erst eines TV-Auftritts von ÖVT-Vorständin Phillies Ramberger und eines beherzten „offenen Briefes“ von Tourismus Forum Incoming-Obmann Helmut Bernhart, um Tourismus­ministerin Elisabeth Köstinger das zu erklären, was seit Jahren Aufgabe der Bundessparte Tourismus wäre.

Jede Krise bietet ihre Chancen. Hoffen wir, dass ein Groteil der Betriebe gut über die Runden kommt. Und dass jene Lehren, die aus Krisen gezogen werden sollten, auch gezogen werden, meint 

Lupo

Ähnliche Artikel

Standpunkt

„Back to normal“

13. März 2020 | Standpunkt
Standpunkt

Absage der ITB?

28. Februar 2020 | Standpunkt
Standpunkt

Die Faserschmeichler

14. Februar 2020 | Standpunkt

Kommentar schreiben

Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder

Nach oben