ANA
Standpunkt

Das Einnahmen-Tabu

Print-Ausgabe 10. März 2017

Nächtigungen sind nicht alles. Aber sie sind nun einmal da. Gehen sie nach oben, nimmt die Politik in deren Glanze ein Sonnenbad und klopft sich ob ihrer grandiosen Leistungen auf die Brust. Gehen die Übernachtungszahlen hingegen nach unten, wird sie wortkarg. Dann müssen die Tourismusdirektoren ran. Mit Erklärungen wie „ungünstige Feiertagslagen“, „kollidierende Ferientermine“ oder „Wetter“. Damit haben sie nur allzu Recht, denn die Korrelation dieser Parameter mit den Nächtigungen lässt eins zu eins belegen. Politisch lässt sich das aber nur schwer verkaufen.

So schwer, dass sogar die Kollision der Ferienzeiten von jenen, die dies ändern könnten, offensichtlich als unabänderliche Naturgewalt hingenommen wird. Es ist ein Armutszeugnis, wie die Politik diesbezüglich seit Jahren hilflos agiert. Nicht nur auf EU-Ebene oder in Deutschland, sondern auch in Österreich.

Doch Nächtigungen sind, wie gesagt, nicht alles. Als volkswirtschaftlicher Parameter sollten sie zumindest in Korrelation zu den touristischen Einnahmen gestellt werden. Wem nützen Übernachtungen, aus denen keine Wertschöpfung resultiert?

Fakt ist, dass die realen, um die Inflation bereinigten Einnahmen pro Nacht in Österreich sinken. Jede Nächtigung bringt demnach weniger Wertschöpfung, als noch vor ein paar Jahren. Doch auch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn während die von ausländischen Gästen stammenden realen Einnahmen pro Nacht seit 2014 wieder steigen (sie liegen trotzdem noch immer unter den Werten von 2012), kam es bei den inländischen Gästen bislang noch zu keiner Trendwende. Bei ihnen geht es weiter bergab.

Letzteres ist direkte Folge der seit Jahren sinkenden Kaufkraft. Konsequenz: die Ausgaben für Freizeit, Sport und Hobbys (etwas weniger als die Hälfte davon entfällt auf Urlaub) ist gegenüber 2009/2010 um ein Zehntel gesunken. Da gibt sich die Politik nicht nur wortkarg. Sie verstummt vielmehr komplett. Sinkende Kaufkraft? Wahrscheinlich auch so eine weitere unabänderliche Naturgewalt.

Die Versprechen der Politik und ihrer Randorganisationen, künftig neben Nächtigungszahlen auch konkrete Angaben zur Entwicklung der Einnahmen zu liefern, erwiesen sich bisher nur als inhaltsleere Lippenbekenntnisse. Dabei wäre dies einfach zu ändern: Monat für Monat kommuniziert das WIFO in seiner „Tourismusanalyse“ die aktuellen Trends bezüglich Nächtigungs- und Einnahmen-Entwicklung.

Doch weil es um letztere eher mager aussieht, lässt man sie weiterhin unter den Tisch fallen. Denn mit ungünstigen Feiertagslagen, kollidierenden Ferientermine oder Wetter kann sie sich nicht begründet werden, sondern nur mit verfehlter Politik, erlaubt sich festzustellen der

Lupo

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