ANA
Standpunkt

Blühende Blumen-Skipisten

Print-Ausgabe 3. Mai 2019

Österreichs Bergbahnen fristen in der Tourismus-Politik ein Schattendasein. Das liegt an der Zuordnung zur Verkehrssektion (in den Wirtschaftskammern) und zu den Verkehrsresorts (Bund und Länder). In der Realität sind sie aber entscheidende Player, die mitunter ganze Regionen entwickeln. Oder Verschandeln, wie manche Zeitgenossen meinen. Oder gar die Natur zerstören, wovon Extremkritiker überzeugt sind.

Eines ist klar: WaLuLiSo-Conteste können Bergbahnen keine gewinnen. Sollen sie auch nicht. Ihre Kernaufgaben liegen wo anders. Um diese zu erfüllen, spielt gesunde Natur eine essenzielle Rolle: Sie ist und bleibt wichtigste Grundlage für erfolgreichen Wintertourismus und Bergsommer. Die Bergbahnen sind sich dessen bewusst.
Dass Ökologie und Ökonomie trotz technischer Beschneiung und Präparierung der Pisten (den Energieaufwand nicht zu vergessen) keineswegs im Gegensatz stehen, zeigen die vor kurzem präsentierten Ergebnisse von vier Studien, welche die Schmittenhöhebahn mit Vorstand Erich Egger an der Spitze bei der Universität für Bodenkultur Wien in Auftrag gegeben hat.

Untersucht wurde, wie sich ökologisches Pistenmanagement auf Bereiche wie Farn- und Blütenpflanzen sowie die Ausbildung von Vegetation, Wildbienen, Tagfaltern und Heuschrecken auswirkt. Ergebnis: Sorgfältige Pistenpflege ohne Düngung und mit geringer Mähhäufigkeit belastet die Natur nicht, sondern schafft sogar Grundlagen für artenreiche Tier- und Pflanzenwelt. „Wir wollen damit Vorurteile entkräften, eine breitere Diskussion anstoßen und so ein Umdenken einleiten“, so Egger bei der Studien-Präsentation.

Bereits vor acht Jahren gründete die Schmittenhöhebahn einen Ökologiebeirat. 2015 wurde sie als einziges Seilbahnunternehmen Europas mit dem EMAS-Zertifikat (Eco-Management and Audit Scheme) ausgezeichnet. Gewürdigt wurden damit auch Bewirtschaftung und Pflege der Skipisten: Die „Pisten-Wiesen“ sind komplett ungedüngt, werden selten und spät gemäht und beherbergen dadurch laut Uni-Studie „beeindruckend viele Arten. Es leben hier sogar Organismen, die landesweit als gefährdet gelten. Sogar Schmetterlingsarten, die im Alpenvorland bereits ausgestorben sind, nutzen diese Skipisten als Nektarquelle.“

Für die Schmittenhöhenbahn sind die Ergebnisse Triebfeder, die naturorientierte Pistenpflege weiter zu verbessern. Egger: „Wir werden möglichst große Pistenbereiche zu ‚Blumenwiesen‘ als Lebensraum für Schmetterling, Biene, Heuschrecke und Co. umgestalten.“

Es war vielleicht Zufall, dass besagte Studie am selben Tag und in derselben Stadt präsentiert wurde wie „Plan T“. Ihm zufolge soll Österreich zur nachhaltigsten Tourismusdestination der Welt werden. Die Blumenwiesen der Schmittenhöhenbahn sind ein interessanter Ansatz dazu. Sie sollten deshalb möglichst umgehend in den Aktionsplan mit einfließen und auf andere Regionen übertragen werden. Dass die Bergbahnen nicht im BMNT, sondern im BMVIT angesiedelt sind, sollte kein Hinderungsgrund sein, meint

Lupo

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