Standpunkt

Absturz beim Fensterln

Print-Ausgabe 26. Februar 2016

Horoskope zählen zu den meistgelesenen Rubriken in Zeitungen und Magazinen. Das hat seinen tieferen Grund in der Sehnsucht der Menschen, bei der Zukunft Fensterln zu gehen.

Eine ähnliche Funktion, wenn auch mit seriöserem – sprich wissenschaftlichem – Anspruch kommt den alljährlichen Umfragen über Reiseabsichten der Bevölkerung zu. Mit großer Spannung werden etwa alljährlich die Ergebnisse der Deutschen Reiseanalyse verfolgt, die von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR) traditionell auf der ITB in Berlin veröffentlicht werden.

Kurz zuvor ist das österreichische Pendant, die Reisevorschau des IFT Institut für Freizeit- und Tourismusforschung, an der Reihe. Anfang dieser Woche war es soweit. Aus der Umfrage geht hervor, dass heuer mit 44 Prozent mehr ÖsterreicherInnen vereisen wollen, als im Vorjahr (41 Prozent). Gleichzeitig will ein knappes Drittel (32 Prozent) „sicher nicht“ verreisen (Vorjahr nur 27 Prozent). Die Gruppe der Unentschlossenen ist damit von 32 auf 24 Prozent geschrumpft.

Soweit, so gut, und auch irgendwie nachvollziehbar. Dasselbe gilt für den Trend Richtung Kroatien als beliebtestem Auslandsziel, vor Italien, die beide gegenüber dem Vorjahr zulegen, während Griechenland einen Hänger hat.

Doch dahinter spießt sich’s. Und zwar gewaltig. Denn dass Spanien heuer in der Beliebtheit rückläufig (!) sein soll (nur 7 Prozent der Österreicher wollen heuer angeblich dort urlauben, im Vorjahr hatten 8 Prozent diese Absicht), löst angesichts der aktuellen Buchungs-Zahlen Erstaunen aus.

Doch richtig fassungslos macht die von der IFT-Studie aufgestellte Behauptung, dass der Wunsch der ÖsterreicherInnen in die Türkei zu reisen mit 5 Prozent 2016 deutlich ausgeprägter ist, als im Vorjahr (4 Prozent) – das entspricht einem Anstieg um ein Viertel! Bekanntlich gehen die Buchungen mit hohen zweistelligen Rückgängen alles andere als in diese Richtung.

Womit sich die Frage stellt, ob für die Abfrage nach Wunsch-Urlaubszielen die angeblich repräsentative Stichprobe von 1.077 befragten Personen nicht doch bei weitem zu klein ist, um seriöse Ergebnisse zu liefern. Denn davon ist auch die Behauptung der IFT-Studie, dass heuer gleich viele Österreicher in die USA und nach Kanada wollen, wie nach Australien und Neuseeland (nämlich jeweils 1 Prozent) um Lichtjahre entfernt, erlaubt sich die Sinnhaftigkeit einer derartigen „Reisevorschau“ stark in Zweifel zu ziehen der

Lupo

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