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ORF-Diskussion „Im Zentrum“

Wintersaison auf der Kippe! Lockdown light versus regionale Maßnahmen

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Braucht Österreich einen Lockdown light oder muss alles getan werden, um ihn zu verhindern? Um dieses Thema drehte sich die hochkarätig besetzte ORF-Diskussion der Sendereihe „Im Zentrum“ am Sonntagabend des 18. Oktober 2020. Unter Moderation von Claudia Reiterer vertraten Tourismusministerin Elisabeth Köstinger, Deutschlands Botschafter in Österreich, Ralf Beste, die Hoteliers Elisabeth Gürtler (Sacher Hotels), Christian Harisch (u.a. Harisch Hotels sowie Lanserhof Gruppe) und Peter Zellmann (Institut für Tourismusforschung) zum Teil überaus kontroverse Standpunkte.

„Rote Ampel, rote Liste“

Das Thema von „Im Zentrum" lautete diesmal „Rote Ampel, rote Liste – wie gefährdet ist Österreichs Tourismus“. Aktueller Anlass war die Zuspitzung der Situation in nahezu allen Ländern Europas sowie die am 16. Oktober von der ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control) veröffentlichte Europa-Karte, auf der die Länder bezüglich Test-Rate und dabei festgestellten Neuinfektionen grün, orange oder rot dargestellt wurden.

Harisch: „Den November opfern“

Christian Harisch machte sich gleich zu Beginn für einen Lockdown-ligth stark: „Wir müssen die Wintersaison retten!“ Durch einen Lockdown-ligth den November zu opfern wäre besser, als Jänner, Februar und März. Allerheiligen und Halloween sollten heuer ausfallen, dem massiven Einschnitt dann Lockerungen folgen. Harisch: „Die Situation ist dramatisch.“ Der Lockdown light würde „den Menschen wieder zeigen, dass es Ernst ist.“ Wenn jetzt nicht gehandelt werde, sei der Winter vorbei.

Köstinger: „Zweiten Lockdown verhindern“

Ministerin Elisabeth Köstinger will hingegen „alles tun, um den zweiten Lockdown zu verhindern.“ Es gehe darum, regional Maßnahmen zu setzen, um die Infektionen herunterzubringen. Das Beispiel Kuchl (Anm.d.Red.: Die Gemeinde im Tennengau steht seit 17.10. Mitternacht unter Quarantäne, bis 1. November ist das Betreten des Gemeindegebietes bis auf einige Ausnahmen per Verordnung verboten) zeige, was möglich ist.

Kernproblem seien die Infektionen im privaten Bereich (60% aller Infektionen), während der Tourismus sicher sei: nur 4% aller Infektionen sind auf Gastronomie und Hotellerie zurückzuführen. Köstinger: „Das spricht für die Branche.“

Gürtler: „Reisen nicht das Thema“

Ebenfalls „ganz gegen den Lockdown, auch light“ trat Elisabeth Gürtler auf. Hotellerie und Gastronomie „sind so erfahren, dass sie Verantwortung übernehmen und alle Maßnahmen umsetzen.“ Für Gürtler ist „Reisen nicht das Thema.“ Man dürfe den Tourismus nicht zusperren.

Ähnlich sieht es auch Tourismusforscher Peter Zellmann: „Die Gastronomie und Hotellerie sind die letzte Branche, die gefährdend wirkt. Dort gibt es keine Spreader. Wir zäumen das Pferd von der falschen Seite auf.“

Weg mit der Quarantäne-Verpflichtung

Deutschlands Botschafter Ralf Beste vertrat naturgemäß die Position seines Landes und betonte, dass das Reisewarnsystem der Bundesrepublik – anders, als in vielen anderen Staaten – sehr flexibel angewandt werde: „Deutschland differenziert nach Bundesländern, andere Länder pauschal.“

Moderatorin Claudia Reiterer harkte hier ein: denn Deutschland verlange von Österreich-HeimkerherInnen, dass diese 5 Tage in Quarantäne gingen. In den Niederlanden sind es sogar 7 Tage. Beides würde einem Österreich-Urlaub entgegenstehen. Elisabeth Gürtler: „Wichtig wäre es, dass die Quarantäne-Verpflichtung wegkommt. Ich hoffe auf die Politik.“

Diese ist am Montag, dem 19. Oktober, wieder am Zug. Zunächst wird Bundeskanzler Sebastian Kurz im Rahmen einer Video-Konferenz mögliche Maßnahmen mit den Landeshauptleuten abstimmen, danach mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober im Rahmen einer Pressekonferenz die demnächst in Kraft tretenden Maßnahmen bekannt geben. Folgt man der Argumentation von Elisabeth Köstinger – einer engen Vertrauten des Kanzlers – wird es anders als vielfach kolportiert keinen zweiten Lockdown geben. T.A.I. wird berichten.

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