Ausflugstourismus

Milliarden ohne Nächtigungen,Tagesgäste als Wertschöpfungs-Motor

Print-Ausgabe 10. August 2018

Über den hohen Stellenwert des Ausflugstourismus in Oberösterreich und Niederösterreich gab es bislang nur Vermutungen; onkretes Zahlenmaterial existierte aber keines. Das ist ab sofort anders: Beide Bundesländer ließen durch das Marktforschungsinstitut MANOVA eine Studie erstellen, in deren Rahmen für die Wintersaison 2016/2017 und den Sommer 2017 mittels 8.500 Telefoninterviews das Ausflugsverhalten von Tagesausflüglern aus Wien, NÖ und OÖ erhoben wurde.

Der Ausflugstourismus hat in NÖ eine überaus große touristische Relevanz und sorgt für 60 Prozent der Wertschöpfung (Rest: Urlaubstourismus, Gesundheits- und Wirtschaftstourismus), in OÖ sind es laut dem aktuellen Tourismus-Satellitenkonto knapp 40 Prozent.

Dies wird von der Studie klar unterstrichen. In NÖs Tourismus stehen den 7,18 Millionen Nächtigungen bzw. 2,85 Millionen Ankünften von 2017 rund 35,9 Millionen Tagesausflüge gegenüber (auf eine Gästeankunft kommen fast 14 Ausflugsgäste), in OÖ waren es 7,68 Mio. Nächtigungen und 2,94 Mio. Ankünfte bzw. 24,7 Millionen Tagesausflüge (8,4 Ausflugsgäste kommen auf einen Nächtigungsgast).

In beiden Bundesländern dominieren die Ausflüge der landeseigenen BewohnerInnen, wobei dies in OÖ mit 87 Prozent erheblich ausgeprägter ist als in NÖ mit 51 Prozent. Der Grund liegt nicht zuletzt am Quellmarkt Wien: Der steuert zwei Fünftel zu NÖs Tagesausflugsaufkommen bei, in OÖ sind es nur 7 Prozent. Dort sorgt der Ballungsraum Linz für starke Impulse.

Die durchschnittlichen Ausgaben pro Kopf und Ausflug liegen in OÖ bei 41,75 Euro und sind damit um ein knappes Fünftel höher, als in NÖ mit 35,60 Euro.An erster Stelle bei den Motiven für Tagesausflüge rangieren in beiden Bundesländern die Besuche von Verwandten, Bekannten, Freunden, gefolgt von Sport und dem Wunsch, Natur zu genießen. Doch während auf Rang 4 in NÖ das Kulturerlebnis liegt, hält diese Position bei den Tagesausflüglern in OÖ das Motiv „Einkaufen, Shopping“. Dies erklärt zum Teil die höheren Tagesausgaben der Ausflugsgäste in OÖ; ein weiterer Grund liegt darin, dass in OÖ rund 53 Prozent der Tagesausflüge im Ausgaben intensiveren Winter erfolgen, in NÖ sind es nur etwas über 40 Prozent.

Wie bei den Aufenthaltstouristen gibt es auch bei Tagesausflüglern Wiederbesucher: In NÖ sind es im Sommer 47 Prozent, im Winter 45 Prozent, in OÖ in beiden Jahreshälften rund 50 Prozent. Die erklärte Wiederbesuchsabsicht der Tagesausflugsgäste (komme „sehr sicher“ oder „sicher“ wieder) ist in OÖ etwas ausgeprägter (87 Prozent im Winter und 82 Prozent im Sommer), als in NÖ (Winter 72 Prozent, Sommer 73 Prozent), wobei auch hier die Dominanz des Quellmarktes Wien einen Erklärungsgrund liefert.

Eine kaum überraschende, aber von der Eindeutigkeit des Ergebnisses her bemerkenswerte, Erkenntnis lieferte im Falle Niederösterreichs die Frage nach der NÖ Card: Inhaber dieser Vorteilskarte unternehmen wesentlich mehr Tagesausflüge nach Niederösterreich als Gäste ohne Card – bei NiederösterreicherInnen ein Sechstel mehr, bei WienerInnen sogar um 50 Prozent mehr und das bei gleichem Ausgabenverhalten. Die NÖ Card (freier Eintritt zu heuer 313 Ausflugszielen; Kosten 61 Euro, Verlängerung bestehender Card 56 Euro) ist damit ein wichtiger Wertschöpfungsgenerator für den Tourismus des Bundeslandes.

Ein ausführlicher Bericht über die Tagesausflugstourismus-Studie von OÖ und NÖ findet sich im aktuellen Heft von „Tourismus Wissen quarterly“, das Ende Juli erschienen ist. Mehr unter www.tourismuswissen.net.

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