WienTourismus

Investition in die Zeit danach! Norbert Kettner: „Es geht um Marktanteile der Zukunft“

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Wien ist anders. Dieser bekannte Slogan der Bundeshauptstadt trifft besonders auch auf den Restart im Tourismus zu. Während alle anderen Bundesländer mit Öffnung der DACH-Märkte ab Mitte Juni theoretisch wieder zwei Drittel und mehr ihres Vor-Krisen-Nächtigungsvolumens zur Verfügung haben, sind es in Wien keine 40%. Welche Auswirkungen dies auf den WienTourismus und die Betriebe hat, schilderte Tourismusdirektor Norbert Kettner (Bild) heute, Freitag, im Rahmen eines gemeinsamen Pressegespräches mit Bürgermeister Michael Ludwig und Finanz- bzw. Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke.

Anlass waren ein Status Quo-Bericht über die aktuelle Lage, die geplanten Reaktivierungsmaßnahmen sowie die Wiedereröffnung des Wiener Riesenrads. Während sich Michael Ludwig auf Allgemein-Statements beschränkte und Peter Hanke betonte, dass Wiens Tourismusbranche durch die Corona-Krise um rund 10 Jahr zurückgeworfen werde, ging Norbert Kettner sehr ins Detail.

Kritische Auslastungs-Größe liegt bei 50%

Mit heutigem Tag gehen rund 45% der Wiener Hotels wieder in Betrieb. Der überwiegende Rest dürfte bis Herbst folgen. 2% hätten hingegen bereits für immer zugesperrt. Norbert Kettner rechnet damit, dass ihnen noch einige Betriebe folgen werden.

Leicht werden die kommenden Monate jedenfalls nicht werden. Die Hotellerie habe signalisiert, dass sie ca. 50% Auslastung braucht, um durch die schwierigen Zeiten durch zu tauchen. Norbert Kettner: „Wir wissen nicht, ob wir das (Anm.d.Red.: die 50%) in den kommenden Monaten schaffen.“

„Weltreise in Wien“

An geballter Werbekraft soll es jedenfalls nicht scheitern. Die geplanten Aktivitäten lassen sich laut Norbert Kettner in drei Cluster zusammenfassen:

  1. Marketing
  2. Nachfrage-Stimulation
  3. Servicierung der Kunden, der künftigen Gäste und der Partner in Wien

Kettner: „Es ist eine Investition in die Zeit danach, um gut gerüstet zu sein.“ Wie sei, wie eingangs erwähnt, auch nach Öffnung der Grenzöffnungen der DACH-Region von rund 60% der Märkte abgeschnitten. Deshalb mache der WienTourismus „aus der Not eine Tugend.“

Die Marketing-Aktivitäten zielen darauf ab, „Sehnsuchtsorte in die Stadt zu holen, von Venedig bis nach Athen, von Japan bis nach Russland.“ Die Kampagne läuft deshalb unter den Titel „Weltreise in Wien“ (Sujet-Beispiele siehe unten). Die Aktivitäten werden im Zeitraum Juni und Juli gesetzt. Schwerpunkte sind Süddeutschland, Österreich und die Schweiz. Ebenso forciert wird die Direktbuchung in den Hotels.

Täglich aktualisierte Potenzialanalyse

Ein wichtiges Tool stellt dabei die täglich aktualisierte „Dashboard Marktbeobachtung“ dar. Analysiert werden 25 relevante Nah- und Fernmärkte. „Das ist mehr, als wir vor der Krise betreut haben. Damals waren es waren 17“, so Norbert Kettner.

Bei dem Dashboard handelt es sich um eine „Management Summary“ zu jedem Land sowie ein Mix aus Vergleichsansichten und Detailinfos zu den einzelnen Ländern. Dies soll Betriebe bei der Potenzialanalyse der wichtigsten globalen Quellmärkte in der aktuellen Situation unterstützen. Als einer der Datenquellen dient das „Global Dashboard“ der Österreich Werbung (ÖW). Kettner: „Unsere ‚Dashboard Marktbeobachtung‘ ist ein Wegweiser für danach.“

Jetzt geht’s um Marktanteile der Zukunft

Für Norbert Kettner beginnt mit der Wiedereröffnung der Hotelbetriebe für den WienTourismus eine entscheidende Phase: „Jetzt werden die Marktanteile für danach aufgelegt. Wer jetzt nicht präsent ist, wird diese Marktanteile verlieren.“ Der Schweiz Tourismus etwa kommuniziere bereits, „wo er 2022 unterwegs sein wird.“ Wien dürfe da nicht hintanstehen.

Derzeit sei der Österreich-Tourismus und damit auch Wien dazu gezwungen, sich auf Nahmärkte zu konzentrieren. „Ich nenne es ‚neues Biedermeier‘“, so Kettner, der gleichzeitig zu bedenken gab, dass es gerade die Fernmärkte sind, die für eine höhere Wertschöpfung sorgen.

Corona reißt tiefes Loch in Meeting-Industrie

Besonders fehle derzeit das Potential der Meeting- und Kongress-Industrie. Diese ist zum Großteil nach wie vor ohne Restart-Perspektive zur Untätigkeit gezwungen. Die Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft sind enorm: „Wir verlieren derzeit monatlich 100 Mio. Euro an Wertschöpfung und Steuerleistung“, so Kettner. Sein Appell ab due Bundesregierung: endlich Klarheit schaffen für diesen wichtigen Teilbereich des Tourismus und vor allem auch Hilfestellung zu geben, wie diese Betriebe die kommenden Monate überleben können.

Niveau von 2019 erst 2024 erreichbar

Wann wird’s realistisch wieder aufwärts gehen? Norbert Kettner gibt sich da keinen Illusionen hin: „Die Durststrecke wird lang.“ Vor 2024 werde das Niveau von 2019 nicht wieder erreichbar sein. Ab 2021 sollte es einen leichten Anstieg des Gästeaufkommens geben, erst danach dürfte er deutlicher ausfallen.

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