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Trends im Wintertourismus

Früh suchen, aber erst spät buchen. Wintergäste warten, wie’s Wetter wird

Print-Ausgabe 22. Februar 2019

V.l.: Petra Nocker-Schwarzenbacher (WKO), Reinhard Lanner (ÖW) und Alfred Eichblatt (Hervis)

Das dürfte heuer im Jänner einiges an Nächtigungsvolumen gekostet haben – insgesamt bleibt Skifahren mitsamt der hohen Wertschöpfung tonangebend

Die ersten beiden Wintermonate November/Dezember 2018 brachten dem österreichischen Tourismus gegenüber dem Vergleichszeitraum im Jahr vorher 5,6 Prozent mehr Ankünfte, 7,6 Prozent mehr Nächtigungen und 7,3 Prozent mehr Umsatz. Diese Ende Jänner von Österreich Werbung (ÖW) und dem Sportartikelhandel präsentierte Saison­start-Bilanz ließ hoffen, dass der Schwung der Sommersaison im Vorjahr (mit fast 25 Millionen Gästen und 77 Millionen Nächtigungen das beste Ergebnis seit 1992) in die laufende Wintersaison  mitgenommen werden kann.

Ob es tatsächlich so kommt, wird sich weisen, sobald die Jänner-Werte vorliegen. Der Grund: Die starken Schneefälle zu Jahresbeginn bis in den Februar hinein könnten die Saison vermasselt haben, wie die Obfrau der Bundessparte Tourismus Petra Nocker-Schwarzenbacher zu bedenken gab: „Rückmeldungen aus der Hotellerie geben wenig Anlass zur Freude.“

Beim Medien-Gespräch Ende Jänner sah dies Reinhard Lanner, Chef des Digitalbereiches der ÖW, noch anders: „Die ergiebigen Schneefälle zu Jahresbeginn sind die Basis für eine lange, erfolgreiche Saison.“ Alfred Eichblatt, Geschäftsführer der Sportmarktkette Hervis, erwartete für seine Branche sogar die „beste Saison seit 10 Jahren“.

Mehr Ausgaben, längere Aufent­halte

Von den Wetterkapriolen abgesehen steht fest, dass Wintersportgäste mehr Geld ausgeben und länger bleiben (laut T-MONA Gästebefragung 6,2 Nächte, fast doppelt so lange wie im Sommer). Ähnlich verhält es sich mit den Stammgästen: Gemäß T-­MONA besuchen 77 Prozent der WinterurlauberInnen Österreich mindestens einmal im Jahr. 63 Prozent buchen ihren Aufenthalt direkt in der Unterkunft (der Gesamtdurchschnitt liegt bei nur 20 Prozent). Entsprechend niedriger ist mit 20 Prozent der Anteil der Online-Portale und mit 5 Prozent jener der Reisebüros.

Der Faktor Wetter

Die Entscheidung für den Winter-Aufenthalt wird frühzeitig getroffen, die konkrete Buchung erfolgt in der Regel aber erst kurz – etwa zwei Wochen – vor dem Termin. Man möchte Schnee- und Wetterverhältnisse möglichst gut einschätzen können, um Storno-Diskussionen zu vermeiden.

Stärkste Quellmärkte der Wintergäste sind Deutschland (32 Prozent), Österreich (29 Prozent) und die Niederlande (5,6 Prozent). Mit Ausnahme der Schweiz (3,2 Prozent) liegt kein weiterer Quellmarkt über drei Prozent. Der Winter-Nächtigungs­zuwachs wird fast ausschließlich von ausländischen UrlauberInnen getragen. Das Wegfallen der obligaten Schulskikurse ist Grund dafür, dass die Zahl der inländischen SkifahrerInnen gerade stabil gehalten werden konnte.

Spitzenwert für den Sportartikel­handel

Beim Sportartikelhandel hat der Verkauf von „Sicherheitsprodukten“ explosionsartig zugenommen (Lawinenrucksäcke etc.). Der hohe Ausländeranteil unter den KundInnen bewirkt, dass die Pro Kopf-Ausgaben für Sportartikel im Winter in Österreich einen EU-Spitzenwert aufweisen. Vom Nischen- zum Massensport entwickelt hat sich der Bereich Skitouren, dessen Sportartikelumsätze gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent gestiegen sind. Bei Schneeschuhen beträgt das Plus gar 75 Prozent. Ungebrochen ist der Megatrend „mieten statt kaufen“: Gut 80 Prozent der Skier werden verliehen, zunehmend auch Zubehör (Helme, Kleidung etc.).

Auch wenn alternative Winterurlaube dazugewonnen haben – das klassische Skifahren dominiert. Reinhard Lanner: „Nach wie vor laufen 63 Prozent der WinterurlauberInnen Ski. Winterwandern und Wassersport in Thermen sowie Hallenbädern haben mit 29 bzw. 24 Prozent zwar an Bedeutung gewonnen, Skifahren ist und bleibt aber die unangefochtene Top-Aktivität.“ 

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