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Tourismus-Bashing

Reisen als Ursache allen Übels? Tourismus-Kritik von Kardinal Christoph Schönborn

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Ist unser Lebensstil angepasst? Diese Frage warf Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien, am Sonntag in der ORF-Pressestunde mit Simone Stribl auf. Um gleich darauf das Reisen in seiner gegenwärtigen Form in Frage zu stellen.

Christoph Schönborn: „Ist es wirklich notwendig, übers Wochenende zum Shoppen nach London zu fliegen oder Weihnachten auf den Malediven zu verbringen?“ Für Erzbischof Schönborn gilt es auch zu hinterfragen, ob „riesige Kreuzfahrtschiffe mit 4000 Menschen an Bord, die die Meere verschmutzen in dramatischer Weise“ ihre Berechtigung haben und ab wirklich „200.000 Flugzeuge pro Tag in der Luft sein“ müssen. Die erwähnte Sequenz findet sich um Teil „Warum lässt Gott das zu?“ Zu sehen ist die Sendung noch bis 28.03.2020.

Ist da in der Außenkommunikation etwas schief gelaufen?

Für den Tourismus stellt sich angesichts der Aussagen von Kardinal Christoph Schönborn die Frage, ob in der Kommunikation und Darstellung der Branche nach außen in den zurückliegenden Jahren nicht etwas gravierend schief gelaufen ist. Ansatzpunkte gibt es diesbezüglich zu Hauf: Overtourism, Kreuzfahrt-Bashing (350 Cruise-Ships werden für alles verantwortlich gemacht, was 95.000 Hochseeschiffe bzw. 55.00 Containerschiffe verursachen), Billighotellerie, Flugverspätungen, Ende der Pauschalreise, CO₂-Belastung, überfüllte Strände, weiße Skipisten-Bänder auf grünen Almwiesen etc.

Reisen als Grundbedürfnis

Unbestritten ist, dass Reisen heute als Grundbedürfnis wahrgenommen wird. Nicht nur in entwickelten Ökonomien, sondern auch in Emerging Countries. Wir alle reisen gerne und viele Menschen leben von und für die Branche.

Reisen fördert nachweislich – ob man’s glaub oder nicht - die Produktion von Gehirnzellen (Interview mit Prof. Dr. Johannes Huber „Der Homo sapiens am Scheideweg“), Reisen bildet und Reisen hilft, andere Kulturen kennen- und schätzen zu lernen. Ebenso ermöglicht das Reisen in vielen Regionen, die ansonsten veröden würden, wirtschaftliche Existenz.

Aufruf zum Nachdenken

Doch irgendetwas müssen alle, die in, mit und von der Reisebranche leben, falsch gemacht haben, dass Kardinal Schönborn – und nicht nur ihm - als erste Antworten zum offensichtlich „nicht angepassten Lebensstil“ ausschließlich touristische Beispiele einfallen. Vielleicht finden wir in den kommenden drei Wochen – zumindest so lange sind wir alle noch in Corona-Quarantäne – Zeit, darüber nachzudenken.

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