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Griechenland Tourismus

2021 als Übergangsjahr! Positive Überraschung nicht ausgeschlossen

Print-Ausgabe 22. Jänner 2021

SETE-präsident Yannis Retsos (l.) und Griechenlands Tourismus­minister Harry Theoharis 

Anfang dieser Woche traten in Griechenland erste Lockerungen nach zwei Monaten hartem Lockdown in Kraft – 2021 wird für den Tourismus eine Herausforderung

Sicherheit für die Gäste – das hat in Griechenland laut Tourismus­minister Harry Theoharis auch im Jahr 2021 die oberste Priorität. Die im Vorjahr mit Erfolg eingeführten Gesundheitsprotokolle (Registrierung über PLF-­Formular, Mit­führen des Dokuments mit QR-Code, negativer PCR-Test auf Englisch, der nicht älter als 72 Stunden ist) werden auch weiterhin in Kraft bleiben (Anm.d.Red.: die derzeit erforderliche siebentägige Heimquarantäne wird zur Hauptreisezeit wohl aufgehoben werden), „weil sie die Sicherheit sowohl der Reisenden als auch der lokalen Bevölkerung gewährleisten“, wie Theoharis betont. Ebenso wird weiter „auf die strikte Einhaltung von Gesundheitsmaßnahmen durch die Anbieter von Tourismusdienst­leistungen“ geachtet. 

Das Land befand sich seit Anfang November in einem landesweiten Lockdown. Der zeigte entsprechende Wirkung: Von der Spitze mit über 3.200 täglichen Infektionen sind die diesbezüglichen Zahlen Anfang dieser Woche auf 230 zurückgefallen. Der Druck auf das öffentliche Gesundheitssystem hat dadurch spürbar nachgelassen. Am Montag traten erste Lockerungen in Kraft, darunter die Öffnung nicht lebensnotwendiger Einzelhandelsgeschäfte.

Die nun beginnenden Impfungen in allen EU-Mitgliedsländern, also auch in Griechenland, und in vielen anderen Staaten „markieren den Anfang vom Ende dieser schwierigen Zeit“, so Harry Theoharis. Nachdem zunächst mehr als 75.000 MitarbeiterInnen des Gesundheitswesens sowie BewohnerInnen von Pflegeheimen und deren BetreuerInnen die erste Impfung erhalten haben, geht es nun zügig weiter. Premierminister KyriakosMitsotakis rechnet, dass bis März 2 Millionen GriechInnen geimpft sein werden, ein knappes Fünftel der Bevölkerung. 

Bestimmend für das Tempo der Erholung im Reise- und Tourismus­bereich sei aber die Umsetzung der nationalen Impfpläne in den Quellmärkten während der ersten sechs Monaten des neuen Jahres. Theoharis: „Die erste Runde der Impfungen sollte vor der Sommersaison abgeschlossen sein. Den vollen Effekt, also die vollständige ‚Herdenimmunität‘, werden wir ExpertInnen zufolge aber nicht vor Ende des Jahres haben.“ 

Von einem „Gesundheitspass“ für Reisen hält Theoharis hingegen nichts: „Es macht keinen Sinn, jemandem das Reisen zu verbieten, weil er nicht geimpft ist.“ Was er sich aber vorstellen kann und aus seiner Warte her „jetzt sicher erscheint, ist, dass Formalitäten, Hürden, Einschränkungen und Tests für diejenigen, die geimpft worden sind, weniger und einfacher sein werden“.

Wie sich die Einreisezahlen Griechenlands heuer gestalten, darüber lässt sich Tourismus­minister Theoharis noch keine Einschätzung abringen: „Es ist noch ungewiss, wie sich die Situation entwickeln wird.“ Noch im September war Yannis Retsos, Chef der Association of Greek Tourism Enterprises SETE und General Manager sowie Miteigentümer von fünf Hotels in Athen, Thessaloniki und auf Rhodos, davon ausgegangen, dass sich das Aufkommen der Branche im Jahr 2021 auf ca. 50 Prozent des Rekordjahres 2019 erholen und die Zahl der internationalen BesucherInnen gegenüber 2020 mehr als verdoppeln wird. Jetzt gibt er sich zurückhaltender, vor allem was das erste Halbjahr betrifft: „Die erhoffte Erholung wird wahrscheinlich erst in der zweiten Jahreshälfte spürbar sein. Alles, was wir ab Mai sehen, wäre eine sehr positive Über­raschung.“  

Wie weit Corona das Land von der Normalität entfernt hat, zeigt sich anhand unterschiedlicher Indikatoren. Der Tourismus machte vor der COVID-19-­Pandemie rund 20,8 Prozent der Wirtschafts­leistung Griechenlands aus. Ebenso sorgte er für ein Fünftel der Beschäftigten. Deren Anzahl ist durch die Krise im Vorjahr laut einem Bericht der Unternehmens­beratung EY (Ernst & Young) um fast die Hälfte zurückgegangen, Löhne und Gehälter in der Branche wurden um fast 70 Prozent reduziert. Damit nicht genug, brachen laut SETE-­Präsident Yannis Retsos die Tourismus­einnahmen 2020 um nahezu 80 Prozent auf rund 4 Mrd. Euro ein, im Vergleich zu 18,17 Mrd. Euro im Rekordjahr 2019. 

Der finanzielle Schaden ist damit noch größer als es die Einreisestatistik vermuten lässt: Denn basierend auf den letzten offiziellen Daten der Bank of Greece sind die internationalen Touristenankünfte im Zeitraum Jänner bis Oktober 2020 um 76 Prozent gefallen.  

Fakt ist aber, dass das Land keinerlei Einbußen bei seiner Beliebtheit verzeichnen musste, ganz im Gegenteil: „Griechenland gehört in allen für uns wichtigen Quellmärkten als Reiseziel zu den drei Top-Präferenzen“, betont Minister Harry Theoharis. Er sieht 2021 jedenfalls als „Übergangsjahr, das im Vergleich zu 2020 ein Jahr des Wachstums“ sein werde, aber „nicht eines der vollen Normalität“. 

Doch jede Krise hat auch ihre positiven Seiten. Sowohl Tourismusminister Harry Theoharis als auch SETE-Präsident Yiannis Retsos sind überzeugt, dass die griechische Tourismusindustrie 2020 „ihre Widerstandsfähigkeit und Professionalität bewiesen hat.“ Dies gebe ihr für 2021 einen soliden Rückhalt.  

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